Titelfoto von Ivan Ivankovich auf Unsplash

UNESCO Weltkulturerbe trifft Hollywood – seit 2011 erlebt Dubrovnik einen wahren Hype als Filmstadt. In dem Jahr beschlossen die Macher der preisgekrönten Fernsehserie „Game of Thrones“ den Drehort für Königsmund kurzerhand von Malta nach Dubrovnik zu verlegen. Die Produktionsfirma HBO hatte nach Abschluss der ersten Staffel eine Location mit mehr Möglichkeiten für Außenaufnahmen gesucht. Und sie hätten keine perfektere Kulisse als die Altstadt von Dubrovnik finden können: mittelalterlicher Markt- und Hafenflair umgeben von einer fast 2km langen Stadtmauer mit drei Stadttoren. Die Schönheit der Stadt hat schon viele in ihren Bann gezogen –  auch der Schriftsteller George Bernard Shaw wird gerne zitiert mit: „Wer das Paradies auf Erden sucht, muss nach Dubrovnik gehen“.  

Die bewegte Geschichte der Stadt geht bis ins 7. Jahrhundert zurück und mit Gründung der Republik Ragusa im 14. Jahrhundert begann für die Bewohner eine Ära des Wohlstandes. Die unabhängige Adelsrepublik verfügte nicht nur über eine große Handelsflotte, sondern auch über exzellente Beziehungen zu allen anderen Ländern. Ragusa erließ 1416 als erstes Land weltweit ein Gesetz gegen Sklaverei und Sklavenhandel. Mittels geschickter Diplomatie bewahrte sich die Republik bis ins 19. Jahrhundert ihre Eigenständig gegenüber dem Osmanischen Reich und dem sich ausbreitenden Venedig. Ein verheerendes Erdbeben im Jahr 1667 hat die Stadt fast komplett zerstört – Ragusa erholte sich nur schwer. Napoleon löste die Republik 1806 dann auf und degradierte sie zu einer Illyrischen Provinz. Im Jahr 1979 wurde die Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Und dann passierte 1991/92 das schier Unfassbare: zu Beginn des Kroatienkrieges wurde Dubrovnik über einen Zeitraum von neun Monaten schwer beschossen. Eine massive Missachtung der Genfer Konventionen, da Dubrovnik seit 1971 völlig demilitarisiert war und der Beschuss zivilen Objekten und Anlagen galt. Von den gut 800 Gebäuden in der Altstadt wurden zwei Drittel getroffen, mehr als die Hälfte der Dächer wurde direkt durchschlagen. Kosten für den Wiederaufbau? Wurde von dem Amt für Stadterneuerung 1994 auf mehr als USD 270 Millionen beziffert. Der Tourismus kam nur schleppend wieder in Gang.

 

Und dann kamen die Lannisters. Seitdem haben sich die Besucherzahlen verdoppelt auf 1.2 Millionen pro Jahr. Bis zu 10.000 Touristen drängen sich täglich durch die Stadt und über die Stadtmauer. Teilweise sehr leicht bekleidet, die Herren oben ohne, die Damen im Bikini, bewaffnet mit Selfie-Sticks und begleitet von einer immensen Geräuschkulisse. Besonders schlimm ist es an Tagen, an denen zwei bis drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen oder Busse mit asiatischen Reisegruppen ankommen. Die Anwohner sind mehr als genervt und flüchten aus der Altstadt, vermieten ihre Wohnungen über den Sommer oder ziehen ganz weg. Die Stadt hat 2017 eine eigene Volkszählung durchgeführt: in der Altstadt leben nur noch 1557 Menschen – das sind 30% weniger als 2011. Die UNESCO hatte bereits 2016 empfohlen, die täglichen Besucherzahlen auf 8000 zu beschränken. Der Bürgermeister, Mato Frankovič, will noch ein Stück weiter gehen und höchstens 4000 Touristen am Tag den Zutritt zur Altstadt gestatten. Er setzt auf mehr Nachhaltigkeit, möchte Übertourismus vermeiden und die Lebensqualität der Bürger verbessern. Als erste Maßnahme wurde Kontakt mit den Kreuzfahrtgesellschaften aufgenommen, um die Ankünfte der Schiffe gleichmäßiger auf alle Wochentage aufzuteilen. Und seit 2016 gilt ein „Dress Code“ in der Stadt – zu leichte Bekleidung wird mit einem Bußgeld geahndet. Das kann bis zu Kn 1000 oder gut EURO 140 kosten. Kroatien ist zwar seit 2013 Mitglied der EU, der Wechsel von Kuna zu Euro ist aber erst für das Jahr 2022 geplant.

Als wir so über den Stradun („große Straße“) zum Pile Tor schlendern stellen wir fest, dass die Stadt traumhaft schön, aber richtig teuer ist. Die Eintrittspreise zu den beliebtesten Attraktionen liegen bei Kn 150. Bei einem Wechselkurs von ungefähr 7 sind das mehr als EUR 20. Da lohnt sich auf jeden Fall eine „Dubrovnik Card“, die es für einen, drei oder sieben Tage gibt. Die Dreitageskarte kostet Kn 250 (ca. EUR 35), beinhaltet den Eintritt auf die Stadtmauer, für diverse Museen und Kunstgalerien sowie ein Ticket für sechs Busfahrten. Die Karten kann man online kaufen und dann in einem der Tourismusbüros abholen.

Es gibt zig Anbieter für „Game of Thrones“ Touren – wir entscheiden uns für Dubrovnik Walking Tours weil man sich hier nicht vorher anmelden muss, sondern einfach zum Treffpunkt am Onofrio Brunnen geht und beim Tourguide ein Ticket für Kn 150 kauft. Und: an dem 1438 errichteten Onofrio Brunnen mit seinen 16 Wasserspeiern kann man noch schnell seine Trinkflaschen auffüllen bevor es losgeht. Unsere Tour-Führerin, Iva, hat auf dem Set gearbeitet, war „Stand-In“ für Emilia Clarke. Also quasi ein Double für Kameraeinstellungen und Beleuchtung. Iva ist mit Schuhen und großem Hut gut einen halben Kopf kleiner als ich. Emilia Clarke kann höchstens 1.60m groß sein. Und Iva hat eine Menge lustige Anekdoten zu erzählen. Zwei Stunden lang erkunden wir mit ihr die Drehorte: Fort Lovrijenac (Roter Bergfried), die Schwarzwasserbucht, Flohloch, das Pile Tor und die Jesuitentreppe, die Cersei bei dem Gang der Schande hinunter lief. Tja, nur die Septe von Baelor gibt es nicht wirklich – die ist komplett computergeneriert. Die Tour lohnt sich und war auch ausgesprochen kurzweilig. Vernünftige Schuhe sind angesagt – es heißt ja nicht umsonst „Walking Tour“ – Sonnenschutz und etwas zu trinken. In dem offiziellen HBO Laden kann man sich auf dem Eisernen Thron fotografieren lassen. Man kann die Drehorte natürlich auch ohne Tour erkunden – eine Karte gibt es hier.

Am nächsten Tag sind wir schon um 6 Uhr morgens in der Altstadt unterwegs zum Fotografieren. Noch treffen wir wenig andere Touristen. Schnurrende Elektroautos düsen durch die Gassen, sammeln Müll ein und beliefern die Restaurants und Läden. Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen. Die Stadtmauer kann man von 08:00 bis 19:30 besichtigen und für den Rundgang sollte man circa eineinhalb Stunden einplanen. Ein Highlight ist der 1464 fertiggestellte Minčeta Turm auf dem höchsten Punkt der Mauer. Mit seiner Krone sieht er aus wie ein klassischer Schachturm. GoT Fans wissen sofort, dass dies das „Haus der Unsterblichen“ ist, wo Daenerys ihre Drachen gesucht hat. Ab 09:30 wird es schon sehr voll in der Stadt. Wir besichtigen noch das Maritime Museum und das naturhistorische Museum. Zum Schluss darf der Rektorenpalast nicht fehlen, dessen Foyer als Haus des Gewürzkönigs von Qarth diente. Im Palast selber ist auch das kulturhistorische Museum untergebracht sowie eine sehe sehenswerte Fotoausstellung über den Beschuss Dubrovniks.

Im März 2016 war auch die Star Force vor Ort. Für Star Wars VIII wurde Dubrovnik zum Casinoplaneten Canto Bight. Gedreht wurde auf dem Stradun, in dem Rektorenpalast, dem Dominikaner Kloster und der Pustijerna Straße. Und ja, es gibt überall auch Star Wars Merchandise zu kaufen.

Letztes Jahr im Februar und März wurde hier „Robin Hood Origins“ gedreht. Der Film soll dieses Jahr im November in die Kinos kommen. Mit von der Partie: Taron Egerton aus „King’s Men“ als Robin Hood und Oskar Preisträger Jamie Foxx als Little John. Unter anderem produziert von Leonardo di Caprio. Gedreht wurde auf dem Stradun, an dem Ploče Tor, dem Stadhafen Stara Luka und auf der Stadtmauer. Die größte Hollywood Produktion, die jemals in Kroatien gedreht wurde. Und das hier sagt Jamie Foxx über Dubrovnik. 

Es haben wohl auch schon Gespräche stattgefunden über einen möglichen Dreh für „James Bond 25“. Eben: wenn es läuft, dann läuft’s.

Es gibt noch so viel zu entdecken und wir kommen definitiv wieder. Aber dann ein einem Wintermonat, mit der Hoffnung auf weniger Touristen.