Winterzeit ist Walzeit

Der Wonnemonat Mai ist hier ein Herbstmonat, die Tage werden kürzer, nachts ist es empfindlich kühl und eine Fleece-Jacke ist schon sehr angenehm. Wir werden morgens immer öfter vom Nebelhorn geweckt und trotzdem haben wir wunderbar milde Tage und … es ist der Beginn der „Walsaison“.

Moby Dick, Pinocchio oder auch „Free Willy“ – um Wale ranken sich unzählige Geschichten und Legenden. Die großen Meeressäuger haben schon immer die Fantasie der Menschen beflügelt und so leitet sich der wissenschaftliche Sammelbegriff  „Cetacea“ dann auch aus dem Griechischen ab, von „Ketos“… Genau, eine Göttersage bei der Perseus  Andromeda vor Ketos rettet – einem walähnlichen Ungeheuer, das Poseidon geschickt hatte.

Bei Walen gibt es zwei Unterordnungen: Bartenwale und Zahnwale. Bartenwale haben Hornplatten im Oberkiefer und zwei Blaslöcher, dh. man kann sie immer recht schön an dem V-förmigen Blas erkennen, wenn man hier die Küstenstraßen entlang fährt. Wale stehen erst seit 30 Jahren unter Schutz – davor wurden sie erbarmungslos gejagt. Sie haben ja auch viel zu bieten. Fleisch für den menschlichen Verzehr oder als Viehfutter. Waltran für die Herstellung von Lampenöl, Seife, Margarine und Nitroglyzerin (im ersten Weltkrieg). Barten für die Herstellung von Korsetts und Schirmen. Walrat für die Herstellung von Schmierstoffen (z.B. für  die Luft- und Raumfahrt).  Und nicht zu vergessen: Amber für die Herstellung von Parfüm. Das südliche Afrika war ab dem 18. Jahrhundert ein El Dorado für alle Walfänger (auch die Amerikaner). Dabei wurde der südliche Glattwal fast ausgerottet bis 1935 ein internationales Jagdverbot ausgesprochen wurde. Mit der Gründung der IWC (Internationale Walfangkommission) wurde 1946 das Internationale Übereinkommen zur Regulierung des Walfangs unterzeichnet. Südafrika hat bereits 1979 den Walfang verboten – weltweit gilt seit 1986 das Internationale Walfang Moratorium.

Hermanus, das ca. zwei Autostunden von Kapstadt entfernt ist, gilt als Kinderstube der Wale – hier kann man hauptsächlich südliche Glattwale und Buckelwale beobachten aber auch Bryde Wale. Entweder von  Land oder bei einer Bootstour. Die südlichen Glattwale oder auch Südkaper heißen auf Englisch „Southern Right Whale“, eben weil sie die richtigen Wale zum Jagen waren. Sie sind langsam und extrem neugierig, kommen nah an die Schiffe ran. Und der verendete Wal schwamm oben auf, man konnte ihn also ganz einfach zum nächsten Hafen schleppen. Dieser Bartenwal kommt in den Wintermonaten hierhin um zu kalben und sich zu paaren. Sie werden bis zu 16m lang und können bis zu 65 Tonnen wiegen, ihre Färbung ist hellbraun bis schwarz und sie haben keine Rückenflosse. Ende November/Anfang Dezember ziehen sie dann zurück in die nahrungsreichen Gewässer der Antarktis. Buckelwale trifft man hier besonders zwischen Juni und August an, bevor sie weiterziehen Richtung Indischer Ozean, um dort zu kalben. Ebenfalls ein Bartenwal, wird der Buckelwal bis zu 15m lang und bis zu 30 Tonnen schwer. Die Färbung ist schwarz und man erkennt sie gut an den langen Brustflossen, die auch gut und gerne ein Drittel der Körperlänge sein können. Der Bryde Wal, ebenfalls ein Bartenwal, ist ganzjährig an der Küste Südafrikas zuhause. Benannt ist er nach dem norwegischen Walfänger Johan Bryde, der ua. die Walfangstation Donkergat in Langebaan aufgebaut hat. Sie sind schlank und dunkelgrau, können bis zu 15m lang werden und bis zum 20 Tonnen wiegen. Ihnen kam zu Gute,  dass sie wendige Jäger sind und auch nicht so eine dicke Fettschicht wie der Südkaper haben und dementsprechend weniger gejagt wurden.

Den südlichen Zwergwal und den Blauwal, beides Bartenwale, kann man auch an der Küste Südafrikas antreffen – allerdings mehr als selten. Der südliche Zwergwal wurde erst 2000 bei der IWC als eigenständige Art registriert und dementsprechend wenig weiß man über ihn. Schlank und dunkelgrau wird er bis zu 10m lang und kann ein Gewicht von 9 Tonnen haben. Der Blauwal ist mit einer Länge von bis zu 30m und einem Gewicht von 200 Tonnen das größte Säugetier unseres Planeten. Er hat eine blau-graue Farbe, eine kleine sichelförmige Rückenflosse und kleine Flipper.

In der False Bay kann man durchaus Pottwale und Orcas sehen. Der Pottwal hat im wahrsten Sinne des Wortes einen Quadratschädel –  der Kopf macht circa ein Drittel des Körpers aus und erinnert mit etwas Fantasie an einen Topf  (niederdeutsch: „Pott“) – daher auch der Name. Er ist nicht nur der größte Zahnwal sondern auch das größte Tier mit Zähnen überhaupt. Bullen können bis zu 20m lang werden und ein Gewicht von bis zu 50 Tonnen erreichen. Zahnwale (und Delfine) haben ein spezielles Organ im Kopf, die sogenannte Melone, die hauptsächlich aus Fett besteht und der Echoortung dient. Und beim Pottwal heißt das also: großer Kopf bedeutet große Melone mit viel Fett – bei einem großen Männchen gut 2.500 Liter Walrat. Die Walfänger gingen aufgrund der Konsistenz davon aus, dass es sich hierbei um das Sperma des Pottwals handelt (Männer – hüstel!) und daher kommt dann auch der englische Name „Sperm Whale“.  Im Verdauungstrakt des Pottwals findet man Amber – das kann sich bei etlichen hundert Kilogramm bewegen. Er ernährt sich hauptsächlich von Tintenfischen, die er in Tiefen zwischen 350 – 1000m jagt und gilt immer noch als gefährdete Art.  Der Orca oder Schwertwal ist eigentlich ein Vertreter der Delfinfamilie und der größte noch dazu. Charakteristisch sind der schwarze Körper mit der weißen Unterseite und die hohe Rückenflosse, die bei Männchen 2m haben kann. Bis zu 10m lang können sie sein und an die 10 Tonnen wiegen, wobei die Männchen deutlich größer als die Weibchen sind. Orcas sind kommunikativ, schnell und jagen gerne in Gruppen, z.B. Robben, andere Wale und auch den Großen Weißen. Nicht umsonst haben sie den Beinamen „Killerwale“ bekommen.

Wir freuen uns darüber, dass im September 2016 auf dem Treffen der CITES Vertragsstaaten in Johannesburg beschlossen wurde, den Schutzstatus der Wale beizubehalten (obwohl Japan eine Aufhebung verlangt hatte). CITES ist das Washingtoner Artenschutzübereinkommen von 1973.

 

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