Das Winston Churchill zugeschrieben Bonmot „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ scheint in der Wasserkrise leider traurige Aktualität zu haben. Jede Woche gibt es ein neues Sammelsurium von Statistiken und Zahlen und irgendwie passt das alles nicht zusammen. Der einzige Fakt ist, dass die Dämme leer sind und wir ein massives Wasserproblem haben.
Hier gibt es kein Meldegesetz, das in irgendeiner Form durchgesetzt wird. Die letzte Volkszählung war 2011 – damals wurden 3.74 Millionen Menschen in Kapstadt gezählt. Heute – knapp sieben Jahre später – geht man von einer Einwohnerzahl von gut 4 Millionen aus. Man geht weiterhin davon aus, dass von diesen 4 Millionen Menschen rund eine Millionen in den Townships oder informellen Wohngebieten wohnen. Einfach gesagt: die Stadt weiß also nicht wie viele Menschen hier überhaupt wohnen, wie viele Personen in einem Haushalt leben und auch nicht in welchen Stadtteilen diese Menschen wohnen. Beste Voraussetzungen also um Lösungsansätze in einer Krise zu finden.
Laut Statistik der Stadt vom Februar 2017 verbrauchen die formellen Wohngebiete (sprich Wohnhäuser) 66% des Wassers und die informellen Wohngebiete 4.7%. Knapp 30% des Wassers werden von Verwaltung, Industrie und dem kommerziellen Sektor verbraucht. Die Menschen in den informellen Wohngebieten holen ihr Wasser an Wasserstationen und zahlen nichts dafür. Hier kann man also nicht wirklich Rückschlüsse zu dem Wasserverbrauch oder dem Umgang mit Wasser ziehen.
Das soziökonomische Profil von 2016 zeigt, dass es in den formellen Wohngebieten gut 1,2 Millionen Haushalte gibt. Personen pro Haushalt? Können 10 sein oder nur auch nur einer. Nix Genaues weiß man nicht. Seit letztem Jahr ist unser Mantra, dass 60% der Haushalte nicht genügend Wasser sparen und über ihrer monatlichen Quote liegen. Das wären 720.000 Haushalte. Und das kann ich mir nach all den Aufrufen und Awareness Kampagnen nicht wirklich vorstellen. Wer jetzt noch nicht mitbekommen hat, dass wir ein Wasserproblem haben, muss irgendwo in einer Höhle leben.
Wie setzt sich also die monatliche Quote zusammen? Nun, da die Stadt keine genauen Zahlen hat, geht man einfach von vier Personen im Haushalt aus. Das heißt bei einer Quote von 50L pro Person am Tag darf ein Haushalt seit Februar 2018 nicht mehr als 6000L im Monat verbrauchen. Bei mehr Personen im Haushalt muss man einen Antrag an die Stadt stellen. Es ist quasi das Problem des Verbrauchers. Aber vielleicht hilft es der Stadt in Zukunft einen besseren Überblick zu bekommen.
Die Stadt hat jetzt auch die „City Water Map“ online gestellt mit allen Kapstädter Grundstücken. Die Grundstücke mit einem grünen Punkt haben die Quote den Monat eingehalten. Die ohne grünen Punkt haben die Quote überschritten oder es gibt keine Daten. Diese Karte soll motivieren, noch mehr Wasser zu sparen, so dass ganze Stadtteile „grün“ werden. Aber eigentlich heißt das Spiel „name and shame“ also „benennen und anprangern“. Hexenjagd? Datenschutz? Wer weiß denn schon ob der Nachbar einen Rohrbruch hatte, Montezuma oder was auch immer.
Als die Stadt Ende Dezember 2017 per Pressemitteiling angekündigt hat, dass ab Januar 2018 „Water Restrictions Level 6“ gelten, wurde auch erwähnt, dass an die 200.000 Haushalte immer noch nicht genügend Wasser sparen. Das sind 16,6% von 1,2 Millionen Haushalten – deutlich weniger als die von der Stadt angegebenen 60%. Wie setzen sich also diese 60% zusammen?
Das hat sich auch der „Daily Maverick“ (eine Internetzeitung) gefragt und hat sich mit dem Wasserverbrauch gemäß den veröffentlichten Daten im „Cape Town Open Data Portal“ auseinandergesetzt (Artikel vom 13.02.2018). Es gab nur Daten zu knapp 570.000 Haushalten oder anders gesagt, es gibt nur Daten zu 47.5% der Gesamthaushalte in Kapstadt. Die erste Frage wäre natürlich, warum es keine Daten zu den anderen Haushalten gibt. Zahlen diese Haushalte ihre Rechnungen nicht oder treibt die Stadt die Schulden nicht ein? Oder kann man den Wasserverbrauch eventuell in Apartmentblöcken nicht eindeutig zuordnen? Aber zurück zu den 570.000 Haushalten. Im Dezember lag die monatliche Quote bei 10,5KL und laut den veröffentlichten Daten haben auch rund 506.000 Haushalte die Quote eingehalten – das sind immerhin gute 88%. Der „Daily Maverick“ schlussfolgerte weiter, dass 10,5 eine Zahl ist, die mathematisch auf 11 aufgerundet wird und dass Haushalte, die genau die Quote einhalten, rechnerisch schon drüber sind. Mit diesen Überlegungen haben sie die Stadt angesprochen und um Aufklärung gebeten. Die Stadt hat tatsächlich einen anderen Ansatz. Statistisch gesehen gibt es 3,2 Personen pro Haushalt (gemessen an der Einwohnerzahl und der Zahl der Haushalte) – damit liegt die Quote für einen Haushalt auch nur bei 8352L (Dezember). Und dann kommt man ganz schnell auf die 60% – erklärt aber nicht die 200.000 Haushalte.
Also nochmal kurz zusammengefasst: vier Millionen Einwohner, wovon geschätzte eine Millionen in informellen Wohngebieten wohnen. Circa drei Millionen Menschen leben in den formellen Wohngebieten in den 1,2 Millionen Haushalten. Daten zum Wasserverbrauch gibt es aber nur für circa 570.000 Haushalte. Wenn man also durchschnittlich von einem 3,2 Personen Haushalt ausgeht hat die Stadt maximal Informationen zum Wasserverbrauch von 1,8 Millionen Menschen, also deutlich weniger als der Hälfte der Gesamteinwohner. Um die monatliche Verbrauchsquote für einen Haushalt zu errechnen geht man von vier Personen pro Haushalt aus, um die „Water Waster“ zu berechnen geht man von 3,2 Personen pro Haushalt aus. Empirisch belegt ist was anderes. Wie war das noch mit Churchill? Das verdeutlicht einfach nur, dass ein Meldegesetz sinnvoll wäre.
Vielleicht ist es auch an der Zeit auf ein neues Geschäftsmodell umzusteigen. Auf Kamelzucht zum Beispiel. Oder Kakteenzucht. Braucht alles wenig Wasser 🙂
tick tack – Tick Tack – TICK TACK