Die archäologische Grabungsstätte an der V&A Waterfront
Traumkulisse und mehr als 24 Millionen Besucher im Jahr – die V&A Waterfront ist die Kapstädter Touristenattraktion schlechthin. Im Hafen gelegen mit grandiosem Blick auf den Tafelberg, einem Riesenrad „Made in Germany“, dem Zeitz MOCAA Museum und dem Nelson Mandela Gateway nach Robben Island – das Shoppingparadies mit mehr als 450 Läden und 80 Restaurants ist ein ganz eigener, kleiner Mikrokosmos.
Ziemlich versteckt, ganz hinten im Clock Tower Bereich, befindet sich Chavonne’s Battery, die zweite Befestigungsanlage der Niederländischen Ostindien Kompanie (VOC) hier am Kap. Die Feste wurde erst Ende der 1990er wiederentdeckt und archäologisch untersucht. Auf den ersten Blick läuft man auch daran vorbei, denn die eigentliche Grabungsstätte befindet sich im unteren Bereich des BoE Gebäudes.
Die 1602 gegründete Niederländische Ostindien Kompanie war das größte Handelsunternehmen des 17. Jahrhunderts und hatte nach Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 quasi ein Monopol auf den Weltmeeren. Die VOC betrieb nicht nur Handel in der Karibik und Brasilien sondern auch in Batavia (heute Jakarta), Ceylon, Bengalen und Malaysien. Gewürze wie Pfeffer, Muskatnuss und Zimt aus dem Fernen Osten waren in Europa hieß begehrt, aber die Landrouten wurden vom Osmanischen Reich dominiert. Eine Schiffsreise von Amsterdam nach Batavia hat im Schnitt 34 – 35 Wochen gedauert, sprich an die achteinhalb Monate. Aus Mangel an frischem Obst und Gemüse war Skorbut ein häufiger Begleiter an Bord und so hat die VOC im Jahr 1652 dann begonnen, am Kap eine Versorgungsstation einzurichten. Hier konnten die Ostindiensegler dann endlich frische Ware, Wasser und Wein aufstocken. Der erste Schritt hin zu Globalisierung und Weltwirtschaft war getan. Als Befestigungsanlage diente das 1679 fertiggestellte „Castle of Good Hope“. Anfang des 18. Jahrhunderts hatte dann mehr oder weniger jedes europäische Land mit Flotte eine eigene Ostindien Kompanie und sie alle standen im heftigen Wettbewerb miteinander; erschwerend kam hinzu, dass auch politische Konflikte in Europa wieder unterschwellig brodelten.
Als Maurits de Chavonnes dann 1714 als Gouverneur an das Kap entsandt wurde, hat er auch sofort eine zweite Festung erbauen lassen – und zwar da, wo der Höhenzug des Signal Hills auf das Meer trifft…die Küstenlinie, wie wir sie heute kennen, wurde erst in den 1930ern etabliert. Es hat 11 Jahre gedauert, das „Waterkasteel“ fertig zu stellen und leider gibt es aus der Zeit keine detaillierten Beschreibungen der Batterie. Muss aber ein Wahrzeichen für alle gewesen sein, die in die Table Bay gesegelt sind – gut sichtbar aus der Ferne. Dank dem Chronisten und Stadtschreiber Otto Friedrich Menzel wissen wir, dass es mit 50 Fuß (circa 18m) ein sehr hohes Gebäude gewesen sein muss und dass die Batterie über 16 Kanonen verfügt hat. Desweiteren diente die Festung auch als Gefängnis und als Isolierstation für das Krankenhaus, wenn z.B. Schiffe mit Pocken an Bord einliefen. Erst 20 Jahre nach dem Tod des Gouverneurs wurde das Kasteel dann in „Chavonne’s Battery“ umbenannt.
1860 wurde die Batterie stillgelegt um Platz für das Alfred Becken zu schaffen. Im Zuge dessen wurden circa. 70% der Batterie zerstört oder aber als Baumaterial für die Mole verwendet. Schul- und Geschichtsbücher, die nach 1860 herausgegeben wurden, erwähnen die Befestigungsanlage schon gar nicht mehr. An der Waterfront entstanden im Laufe der Jahre neue Geschäftsgebäude und Fabriken – somit wurde „Chavonne’s Battery“ zu einer fernen Legende. Erst durch eine archäologische Auswertung im Jahr 1999 wurden die Überreste der Festung entdeckt. Grabungen haben die Innenhofwand sowie die Süd- und Ostwand freigelegt und auch den Brunnen und diverse Artefakte, wie z.B. Keramik und Kochgeschirr. Eine archäologische Sensation, denn der Fund gibt wertvolle Einblicke in das Leben am Kap zu der Zeit. Seit 2008 ist die Grabungsstätte ein Museum, eben zum größten Teil im unteren Bereich des BOE Gebäudes, aber auch mit einem Außenareal. Lohnt sich!
Mehr Informationen zu dem Museum gibt es hier.