Am 05. März wurde der erste Corona Fall in Südafrika registriert. Letzten Sonntag, also am 15.03., rief Präsident Ramaphosa in einer Fernsehansprache den nationalen Notstand ausrief – da waren bereits 61 Fälle bekannt. Wir waren zu der Zeit oben im Grill mit einem Freund aus den USA. Im Hintergrund hat der Lion’s Head gebrannt. Und mit dieser Ansprache hat sich auf einmal das ganze Leben hier verändert.
Die Landesgrenzen werden geschlossen, Menschen aus Risikogebieten bekommen kein Visum mehr, es wird dringend von unnötigen Reisen abgeraten und die Bevölkerung wird ermahnt, penibel auf Hygiene zu achten. Versammlungen mit mehr als 100 Menschen sind verboten. Veranstaltungen wie die WTM (World Travel Market), das Jazz Festival und Africa Burn sind abgesagt worden, genauso wie Massenversammlungen zu wichtigen Feiertagen wie am heutigen ‚Human Rights Day‘. Das Gesundheitsministerium hat nicht nur einen Nachrichtendienst über WhatsApp eingerichtet, sondern hat auch eine Corona Hotline bereitgestellt. Die Schulen bleiben bis nach Ostern geschlossen und Besuche in Gefängnissen sind verboten. Richtige und wichtige Maßnahmen.
Und es geht los: Hamsterkäufe. Wie überall. Toilettenpapier und Nudeln. Die Händler reagieren umgehend und stellen den Kunden einige Artikel nur in limitierten Stückzahlen zur Verfügung. Bei Woolworths bekommt man beispielsweise nur noch 12 Dosen Thunfisch pro Einkauf. Gut so – vielleicht sichert dies das Überleben von dem armen Herrn Thunfisch. Mittwochs öffnet Pick’n’Pay seine Ladentüren eine Stunde vor den normalen Öffnungszeiten für ältere Menschen, sprich Herrschaften ab 65 Jahren können exklusiv zwischen 7:00 und 8:00 einkaufen. Und es gibt Preiskontrollen für lebensnotwendige Dinge wie Milch, Maismehl, Babynahrung etc., jaja, auch für Toilettenpapier und Nudeln, um rücksichtslose Preissetzung zu verhindern. Zuwiderhandlung können mit Strafen bis zu ZAR 1 Millionen geahndet werden.
Die Stadt Kapstadt hat weitere, zusätzliche Maßnahmen implementiert. So sind alle Schwimmbäder, Museen und Parks – einschließlich des Company’s Garden – geschlossen. Viele Weinfarmen schließen ihre Tore auch für mindestens zwei Wochen. Neueste Anordnung von ganz oben: mit dem Alkoholausschank ist in Restaurants und Bars ab 18:00 Sense, und es dürfen sich maximal 50 Personen in einer Gaststätte befinden. Einige Restaurants in Camps Bay haben daraufhin gleich dicht gemacht für unbestimmte Zeit.
Unser Freund hat am Dienstag noch einen Rückflug in die USA bekommen. South African Airways hat ab gestern alle internationalen Flüge bis Ende Mai eingestellt. Chaos an den Flughäfen. Und wir? Sitzen zuhause. Momentan gibt es genügend zu tun. Morgens mit dem Hund an den Strand, 20m Sicherheitsabstand zu allen anderen und mit einem Winken grüßen. Kontakt zu Familie und Freunden halten. Fitness Tutorials auf YouTube, Shelfies auf Insta, Musik (das hilft immer). Reisen umbuchen – ein absoluter Albtraum. Namibia fällt dieses Jahr natürlich flach, und jetzt versuchen wir, Normalität ins Chaos zu bringen. Wocheneinkauf erledigen. Binge-Watching auf Netflix. Und Kochen. Ähm, nicht ich, sondern Philipp.
Es ist erst Tag 6 des nationalen Notstands. Gestern 202 bestätigte Fälle, heute 272. Das explodiert schneller als in anderen Ländern in einem vergleichbaren Zeitrahmen.
Wie war das noch bei „Herr Der Ringe“? Frodo: „…..ich wünschte all das wäre nie passiert.“ Gandalf: „Das tun alle, die solche Zeiten erleben, aber es liegt nicht in ihrer Macht es zu entscheiden. Wir müssen uns nur überlegen, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist…“. (Tolkien).
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