Naturschutz hat einen sehr hohen Stellenwert in Namibia und dementsprechend hat das Land schon früh begonnen effiziente Maßnahmen zur Konservierung von Biodiversität und Ökosystemen umzusetzen: mittlerweile gibt es 20 staatlich verwaltete „Protected Areas“. Diese PAs machen ungefähr 17% der Landesfläche aus – im internationalen Vergleich liegt Namibia damit sehr weit vorne, denn der weltweite Durchschnitt liegt bei 12.2%. Ganz oben im Nordosten des Landes befindet sich der Bwabwata Nationalpark, mitten im Elefantenkorridor. Und da wollen wir hin.

Mit einer Länge von ca. 500km und einer maximalen Breite von 100km zeigt der Caprivizipfel wie ein Finger Richtung Botswana – mittendurch läuft die B8, der Trans-Caprivi-Highway. 2007 wurden der Caprivi Game Park und das Mahango Game Reserve zum Bwabwata Nationalpark zusammengefasst, der mit einer Fläche von 6100km² fast den gesamten westlichen Teil des Caprivi einnimmt. Begrenzt wird der Park im Norden durch Angola, im Süden durch Botswana und zieht sich grob von Divundu im Westen bis Kongola im Osten.

Wir cruisen entlang der B8 zu unserem Camp am Kwando und da läuft auch schon der erste Elefant, ganz gemütlich neben der Straße. Dass Elefanten hier nicht als Zerstörer von Feldern und Ernten gesehen werden, sondern als Wirtschaftsfaktor für die Communities hat auch mit dem ehrgeizigen KAZA Projekt zu tun. KAZA steht für „Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area“ – ein Schutzgebiet, das größer als Spanien ist. 2011 haben Angola, Namibia, Sambia, Zimbabwe und Botswana einen entsprechenden Vertrag unterschrieben und Naturschutz über die Staatsgrenzen hinaus möglich gemacht. Biodiversität, nachhaltige Entwicklung von Communities sowie Tourismus und Wirtschaft stehen im Vordergrund. Ganzheitliche Entwicklung bedeutet, dass einzelnen Gemeinden Schutzgebiete überschrieben werden; die Communities können diese Gebiete wirtschaftlich nutzen, sind aber im Gegenzug für den Naturschutz verantwortlich. Im Endeffekt heißt das: Land wird an Lodges verpachtet, das schafft Arbeitsplätze. Und Elefanten sind ein Touristenmagnet und somit ein schützenswertes Gut. Je mehr, desto besser – vom Wilderer zum Wildhüter sozusagen.

Am nächsten Tag fahren wir zum Horseshoe Bend, der hufeisenförmigen Schleife des Kwando. An dem Gate zahlt man dann auch den Parkeintritt…und „Überraschung“: das Kartenlesegerät funktioniert nicht. Wir kramen also unsere Namibia Dollar zusammen, zahlen in bar und bekommen eine handgekritzelte Quittung. Und los geht’s: Sandpisten im dichtbewachsenen Flussuferwald mit Akazien-, Kameldorn- und Seringabäumen. Dichtbewachsen heißt auch, dass man nicht unbedingt sieht, was am anderen Ende der Kurve ist, und genau: da trötet uns auch schon ein leicht irritierter Elefant entgegen. Elefanten kommunizieren über Infraschall – Laute, die zwar über 100 Dezibel erreichen, aber unterhalb der menschlichen Hörschwelle liegen. Elefanten sind untereinander also gut informiert. Wir beobachten Antilopen und Wasservögel, aber die Wildhunde und Katzen halten sich gut versteckt. Wir manövrieren um einen riesigen Leberwurstbaum herum und dann bleibt eins der Fahrzeuge im Ufersand des Horseshoe stecken. Ausgerechnet auf dem Elefantenweg, wie die Spuren im Sand zeigen. Nun gut, das bekommen wir doch relativ schnell gemeinsam gelöst und fahren zum „Hide“ auf der anderen Seite.

Dieser Hide ist hier eine Aussichtsplattform auf Stelzen, die über eine klapperige Treppe erreichbar ist. Und hier haben wir einen wunderbaren Blick über den Horseshoe Bend. Im Wasser blubbern die Hippos vor sich hin, tauchen ab und zu auf, wackeln mit den Ohren, und tauchen wieder ab. Und das bedeutet auch „Bwatabwata“: das Geräusch von sprudelndem Wasser. Lautmalerisch passt es auf jeden Fall perfekt.

Ein Lesetipp noch: Salomé Visser erzählt in dem Buch „Meine Insel in Afrika“ ihre Geschichte über das Leben im Caprivi und wie sie die Mazambala Lodge aufgebaut hat. Ein großartiges und spannendes Abenteuer! Die Lodge ist leider 2016 von einem Feuer völlig zerstört worden.

Sternenhimmel Afrika

 

Beitragsbild: Casey Allen on Unsplash

Bilder: Reisepioniere und d’Woidtaucher, außer anders gekennzeichnet