Unser Hausberg – Lions Head Kapstadt

Schönes Wetter? Kein Wind? Auf geht’s – Wanderschuhe einpacken und rauf auf unseren Hausberg, den Lion’s Head,  der auch Teil des Table Mountain National Parks ist.

Die Route auf den Lion’s Head zählt hier zu den beliebtesten Wanderrouten. Das ist ja auch kein Wunder, denn der 670m hohe Berg liegt sehr prominent mitten in der Stadt und den Gipfel kann man in einer Stunde erklimmen. Also ideal, wenn man sich draußen bewegen möchte, aber nicht so viel Zeit hat und oder auch nicht so weit fahren möchte. Aber das Beste ist die 360° Aussicht, die einen auf dem Gipfel erwartet: Robben Island, Camps Bay, der Tafelberg, Devil’s Peak und die 12 Apostel – traumhaft schön! Der Weg führt spiralförmig nach oben, und was am Anfang ganz einfach ist, wird dann kurz vorm Gipfel doch steiler und kraxeliger, inklusive Kettenreling und zweier Leitern. Speziell an der Stelle, an der drei große Pinien den Weg zum Gipfel weisen ist es recht rutschig, weil die Baumwurzeln schon so poliert sind. Soll heißen: vernünftiges Schuhwerk ist gefragt und man sollte auch an genügend Wasser und ausreichend Sonnenschutz denken. Für diejenigen, die Getränke vergessen haben, gibt es zu Beginn des Wanderweges mittlerweilen ein Getränkehäuschen, und ja, auch ein Klo.

Sehr beliebt bei den Kapstädtern ist auch die Vollmondwanderung auf den Lion’s Head, allerdings mutiert das mittlerweilen zu einer Volkswanderung. Da bewegt sich dann eine Taschenlampen-Karawane ameisenmäßig rauf und runter und dann kann es ganz schön voll werden, da oben auf dem Gipfel. Seit 2012 gibt es immer Ende des Jahres den Red Bull Lionheart Trail Run – teilnehmen kann jeder, der den Qualifikationslauf in einer bestimmten Zeit schafft. Die Bestzeiten letztes Jahr lagen bei 26:56 bei den Herren und bei 33:09 bei den Damen – und das gilt für rauf und runter.

Ja, und woher kommt jetzt der Name? Auf den ersten Blick sieht der Berg ja nicht wirklich wie ein Löwenkopf aus sondern eher wie eine Mütze. Schaut man aber vom Bloubergstrand rüber zur Stadt, dann kann man – mit etwas Fantasie –  im Lion’s Head und seiner Verlängerung, dem Signal Hill, einen liegenden Löwen erkennen. Nachdem die Holländer am Kap eine reine Versorgungsstation hatten, haben die Engländer die Table Bay in Namen von König James I. im Jahr 1620 annektiert…und gaben dem Lion’s Head den Namen „Ye Sugar Loaf“ und dem Signal Hill den Namen „King James His Mount“ – Europa stand zu Beginn des 30-jährigen Krieges, die Annexion wurde nie offiziell bestätigt und so blieb dann am Kap alles beim alten und auch bei den holländischen Namen: Leeuwen Kop (Löwenkopf) und Leeuwen Romp/Staart (Löwenrumpf/schwanz), der dann später in Signal Hill umbenannt wurde.

Und Kaplöwen hat es hier gegeben. Gross und beeindruckend muss er gewesen sein, der Panthera Leo Melanochaita mit seiner schwarzen Mähne, einer Gesamtlänge von über 2,70m (also von der Nase bis zur Schwanzspitze) und einer Schulterhöhe von gut einem Meter. Das sind zumindest die Eckdaten des armen ausgestopften Leos der Naturhistorischen Sammlung des Museums in Wiesbaden. Informationen gibt es nur anhand von Schaustücken, denn den Kaplöwen hat leider das traurige Schicksal vieler Tierarten ereilt: er wurde ausgerottet. Das letzte Exemplar am Lion’s Head wurde 1802 getötet und der letzte Kaplöwe in der Provinz wurde im Jahr 1858 erschossen. Heute weisen nur noch Straßennamen in Tamboerskloof auf das einstige Löwenrevier hin.

Ab 1673 gab es auf dem Gipfel ein Wachhäuschen – mit drei Mann, einer Flagge und einer Signalkanone, die abgefeuert wurde, wenn ein Schiff entdeckt wurde. Und wenn man hier so raufkraxelt, fragt man sich schon, wie sie das alles auf den Berg transportiert haben?! Das Wachhäuschen wurde dann Anfang des 18. Jahrhunderts auf den Kloof Nek verlegt und die Briten haben dann 1815 nochmal verlegt auf den Signal Hill.

Tja, und dann wurde Kapstadt vom Goldrausch gepackt. Zwischen 1859 und 1886 wurde Gold gefunden in Camps Bay, auf dem Tafelberg, in Glencairn und Noordhoek….und 1887 auch auf dem Lion’s Head. Die Mine lag wohl noch unterhalb des heutigen Wanderwegs. Im Dezember desselben Jahres wurde noch flott die Lion’s Head Gold Mining Company gegründet, die fleißig Aktien ausgegeben hat. Ein 45m tiefer Schacht wurde gegraben und 7 Tonnen Material gingen nach England und Deutschland zur Analyse, um mehr Investoren anzuziehen. Allerdings wurde nur ein Bruchteil des Materials getestet, das letztendlich keinen Goldgehalt aufwies. Die Investoren sprangen ab, die Mine schloss 1893 und die Stadt hat den Grund gekauft. 1951 stürzte ein Feuerwehrmann zu Tode und daraufhin wurde der Schacht zugeschüttet.

Kein Gold also, aber dafür gibt es die wunderbaren Silberbäume, deren Blattunterseiten silbrig im Sonnenlicht schimmern. Sie gehören mit 84 Arten zur Proteafamilie, kommen nur in der Kapgegend vor und stehen leider auf der roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. Der Lion’s Head zählt zur Capensis, dem kleinsten aber auch artenreichsten der sechs weltweiten kontinentalen Florenreiche: knapp über 470 km² mit mehr als 9.000 Pflanzenarten, von denen zwei Drittel endemisch sind.

Last but not least, es gibt eine wirklich tolle, kostenlose App für alle, die gern per Pedes oder Mountainbike unterwegs sind: Trail Guide South Africa. Mit einer generellen Beschreibung der Trails, Einstufung des Schwierigkeitsgrads sowie Equipment Empfehlung. Zusätzlich kann man sich die Route natürlich auf einer Karte und Satellitenbild anschauen.

Lions Head Kapstadt
Lions Head und Tafelberg Kapstadt
Lions Head und Tafelberg Kapstadt
Blick vom Lions Head Kapstadt
Blick vom Lions Head Kapstadt
Blick vom Lions Head Kapstadt
Blick vom Lions Head Kapstadt
Blick vom Lions Head Kapstadt