Als am 26.03. der 21-tätige Lock-Down für Südafrika angekündigt wurde, waren wir nicht so sonderlich besorgt. Drei Wochen – kein Thema – nicht schön, aber das kriegen wir hin. So dachten wir. Schließlich hatten wir ja Rückflugtickets für Ende Mai. Mittlerweile befindet sich Südafrika seit mehr als 18 Wochen im Lock-Down und eine Grenzöffnung ist noch lange nicht in Sicht; das ist erst für Level 1 vorgesehen und wir befinden uns momentan auf Level 3. Der Präsident hatte ja eine phasenweise Lockerung angekündigt, allerdings kann der nationale Notstand von Monat zu Monat verlängert werden und das alles ohne zeitliche Beschränkungen. Der Notstand gilt vorerst bis zum 15.08..
Anyway, anfangs dachten wir uns noch, dass wir unsere Rückflugtickets irgendwann nutzen können, aber es ist nicht absehbar, wann der internationale Flugverkehr nach Südafrika überhaupt wieder aufgenommen wird. The long way home. Die Botschaft schreibt auch auf ihrer Website, dass reguläre kommerzielle Flüge mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor Ende August stattfinden.
Als im Juli unsere Flüge abermals gestrichen wurden, haben wir uns entschlossen, in den sauren Apfel beißen und einen mega-teuren Rückholflug buchen. Mit Lufthansa gibt es die Möglichkeit von Johannesburg nach Frankfurt zu fliegen. Kosten ca. € 900, one-way und Eco versteht sich. Dann braucht man noch den Flug von Kapstadt nach Johannesburg und dann müssten wir noch irgendwie von Frankfurt nach München kommen. Geschätzte Gesamtkosten: € 1200. Erschwerend kommt noch hinzu, dass man am Flughafen Johannesburg nicht im Transit bleiben darf. Jap, man muss zu dem 70km entfernten Sammelpunkt nach Pretoria fahren (Vorgaben der südafrikanischen Behörden), um dann wieder an den Flughafen gekarrt zu werden. Sub-optimal. Dann doch KLM – von Kapstadt nach Amsterdam und dann weiter nach München. Kosten: € 1260 pro Nase. Und erst mal den Koffer ausräumen…denn bei Qatar haben wir je nach Tarif zwischen 30 und 45 kg und auf diesem Flug jetzt 23 kg.
Drei Tage vor Abflug haben wir sämtliche Unterlagen von KLM bekommen sowie den offiziellen Passierschein von der Botschaft. Ein „Laissez-Passer“ – ist ja fast wie bei James Bond! Und dann ging der 20-stündige Schlepp los: am Abflugtag erst Mal zum Sammelpunkt und dann per Bus an den Flughafen. Gesundheitsbogen abgeben, Temperatur erfassen, weiter zum Check-in. Viele Passagiere, die für Übergepäck zahlen. Was will man auch machen – wenn man zum Beispiel mit einer Airline gekommen ist, die mehr Freigepäck erlaubt? Koffer leerräumen oder löhnen. Super. Bis auf die Reisenden und das Flughafenpersonal ist es gespenstisch leer. Keine Geschäfte, keine Restaurants. Beim Boarding erzählt uns einer, dass er Ende Februar nach Kapstadt gekommen war, um seine Eltern zu besuchen – seinen Rückflug am 30.03. konnte er dann aufgrund des Lock-Downs nicht wahrnehmen (und hat auch keinen früheren Rückholflügen bekommen). Er hat uns dann noch erzählt, wie sehr er sich darauf freut, jetzt nach über vier Monaten seine Frau und Tochter wieder zu sehen. Jap, hier hängen immer noch sehr viele Touristen und Expats fest – der Flieger war rappelvoll. Südafrika ist ein wunderschönes Land, aber nicht, wenn weder ausreisen noch die Unterkunft verlassen darf. Tja, und dann kann man mit dem Arbeitgeber zuhause klären, dass man Bitteschön sein Gehalt weiter beziehen möchte, weil die Miete bezahlt werden muss und dass man dann dafür die nächsten 20 Jahre keinen Urlaub nimmt. Oder so ähnlich. Zusätzlich hat man ja auch noch die Kosten vor Ort an der Backe.
Am Amsterdamer Flughafen war alles schon ein wenig normaler und wir hatten vorm Boarding sogar noch Zeit für einen Kaffee. Auch dieser Flug war knallvoll. Seit Beginn der Sommerferien können sich Reiserückkehrer am Münchener Flughafen umsonst testen lassen, was wir auch gemacht haben. Alle Infos zu den CoronaTestmöglichkeiten am Münchner Flughafen gibt es hier.
Das Ergebnis bekommt man „zeitnah“ und schriftlich, hat es geheißen. Wir haben uns selbstverständlich gleich beim zuständigen Gesundheitsamt gemeldet und hatten stante pede die Quarantäneanordnung in der Mailbox; wir müssen 14 Tage in unserer Unterkunft bleiben, außer wir legen ein negatives Testergebnis vor. Tja, „zeitnah“ zieht sich jetzt schon seit mehr als fünf Tagen. Das Labor ist telefonisch nicht zu erreichen und der Schriftverkehr gestaltet sich schwierig.
Irgendwann heißt es wieder „bis zur Unendlichkeit und viel weiter“. Und bis dahin: passt auf euch auf und bleibt gesund.
Alle Bilder: unsplash.com (Morning Brew, Christine Roy, Sergio Souza)