#thinkwater – SOS aus Kapstadt

UPDATE 24 Januar 2018:
Die Stadt Kapstadt hat das Datum für ‚Day Zero‘, der Tag an dem das Waser abgestellt wird, vorverlegt. Der ursprüngliche Day Zero war der 21. April 2018 der neue Termin ist 12. April 2018. Der erlaubte Wasserverbrauch wurde reduziert von 80 auf 50 Liter pro Person.

Sommer in Kapstadt – das ist einfach herrlich! Der Tafelberg, das Meer, das schöne Wetter. Lauschig grüne Gärten und glitzernde Swimming Pools. Wein-Verkostung, Musik in den Parks oder ein Braai mit Freunden. Über so etwas Nebensächliches wie Wasser macht man sich keine Gedanken. Ist ja da. Auch dieses Jahr strahlt die Sonne am azurblauen Himmel und der Tafelberg  ist nach wie vor eine majestätische Kulisse.  Aber das Grün der Gärten und Parks geht in ein vertrocknetes Braun über. Die Springbrunnen sind schon lange nicht mehr in Betrieb und die Pools sind abgedeckt.  Kapstadt und das Western Cape ächzen unter der seit drei Jahren andauernden Dürre. Seit dem 01.01.2018 gelten „Water Restrictions Level 6“ – es besteht die durchaus reelle Möglichkeit, dass Kapstadt am 29.04.2018 trocken läuft. Das wäre dann Day Zero. Die Uhr tickt – das sind nur noch 16 Wochen.

Der Wasserverbrauch für Privathaushalte und Gewerbe wird jetzt extrem reglementiert. Kapstadts wunderbare und  unbeschwerte Beziehung mit Wasser im Überfluss  ist vorbei. Und die Kapstädter durchlaufen scheinbar alle Trennungsphasen gleichzeitig: Nicht-Wahrhaben-Wollen, Gefühlschaos mit Wut auf das Versagen der Politiker, Neuorientierung und Neuanfang durch Optimieren der Wassersysteme zuhause. Laut Aussage der Stadt halten sich nur knapp 40% der Haushalte an die Regeln. Keine Unterstützung von der Regierung – denn das DWS (Department of Water and Sanitation) ist pleite. Die kurzfristigen Maßnahmen der Stadt wie kleinere Entsalzungsanlagen bauen und Grundwassergewinnung  sind alle im Verzug. Dafür plant die Stadt ab Februar eine Wassersteuer basierend auf dem Wert der Immobilie, was für reichlich Unmut bei den Bürgern sorgt. Es bringt aber leider gar nichts, den schwarzen Peter weiterhin rum zu schieben – jeder einzelne ist  gefragt, noch mehr Wasser einzusparen. Keiner möchte an Day Zero an einem der 200 Collection Points für eine tägliche Ration von 25L Wasser anstehen.

Duerre in Kapstadt

Normalzustand in der Wasserkrise bedeutet sowohl den Wasserverbrauch weiterhin zu reduzieren als auch jeden Tropfen Wasser aufzufangen und wieder zu verwenden. Zum Beispiel Duschwasser  für die Toilettenspülung.  Ein „Power Shower“ (Wasser an, nass machen, Wasser aus, shampoonieren, einseifen, Wasser an, abspülen, Wasser aus) ist mit 5L machbar. Küchenwasser (Essen zubereiten und kochen) zum Garten gießen und Regenwasser zum Boden wischen. Zugegeben, das macht nicht immer Spaß und manchmal wäre es einfach schön, etwas länger unter der Dusche zu stehen. 

Wie ein Domino-Effekt wirkt sich die Dürre auf jede Facette des Lebens aus. Für Gewerbebereiche, die mit Wasser arbeiten, wie zum Beispiel Autowaschanlagen, Reinigungen, Kosmetikstudios etc., bedeutet das nicht nur Umsatzeinbußen sondern auch, dass hier zig Tausend Jobs auf der Kippe stehen. Die Landwirtschaft hat zu kämpfen und die Lebensmittelpreise steigen. Trotzdem, es scheint langsam in den Köpfen zu klicken und es laufen auch viele gute Awareness-Kampagnen.  Zum Beispiel die Siemens  AirDrop-Initiative von Johannesburg nach Kapstadt am 15.12.2017. Siemens hatte vorab 5000L Wasser nach Kapstadt transportiert und 1000 Fluggästen, die mindestens  5kg von ihrem Freigepäck nicht genutzt haben, einen Gutschein für 5L Wasser gegeben. Das Wasser konnten sie dann am Kapstädter Flughafen mitnehmen oder spenden. Auf Facebook gibt es die „Water Shedding Western Cape“ Gruppe – hier kann man sich austauschen, Tipps einholen oder auch mal Memes posten, wie man am besten eine (mittlerweile überflüssige) Badewanne in ein Sitzmöbel oder Blumenbehälter umfunktioniert. Humor ist gut – das brauchen wir. 

Die Krise wird irgendwann vorbei sein. Aber wir müssen alle unsere Denkart ändern und auf mehr Nachhaltigkeit setzen. Ein großes Dankeschön an alle Water Warriors – Familie, Freunde, Kapstädter und Touristen –  die alles tun, um Day Zero zu vermeiden.

Mehr zum Thema und den letzten Stand der Wasserkrise gibt es Hier