Eins Mal vorweg: an das Fahren auf der falschen Straßenseite gewöhnt man sich relativ schnell. Trotzdem, als ich das erste Mal links gefahren bin, hat mich das mehr als gestresst. Zum einen, weil ich permanent versucht war, mit der rechten Hand zu schalten und zum anderen, weil ich auf meiner Spur viel zu weit links gefahren bin. Das Schalten ging dann irgendwann und das mit dem richtigen Positionieren habe ich auch hinbekommen… Dank eines Tipps von einem BMW-Designer: richtig auf der Straße positionieren mit den beiden Außenspiegeln, auf die Windschutzscheibe schauen und sich merken, wo die Straßenmittellinie die Windschutzscheibe schneidet und das immer ein bisschen im Auge behalten. Was für ein grandioser Lifehack!
Für die Buchung eines Mietwagens benötigt man einen internationalen Führerschein. Die Autovermietungen wollen bei Abholung zwar oft nur den Kartenführerschein sehen, aber sicher ist sicher. Einfach Mal auf der Führerscheinstelle nachfragen. Ist an den Kartenführerschein gebunden, auf drei Jahre befristet und kostet in Rosenheim aktuell EUR 16. Das Mindestalter für einen Mietwagen variiert von Anbieter zu Anbieter und liegt zwischen 18 und 25 Jahren; einige Autovermieter setzen auch ein Höchstalter von 70 Jahren an.
Hat man endlich den Papierkram bei der Autovermietung erledigt und sein Auto auf dem Parkplatz gefunden, kann es losgehen. In Südafrika gilt Gurtpflicht für alle Fahrzeuginsassen; Kinder unter drei Jahren benötigen einen Kindersitz. Safety first! Und dann testet doch auch gleich mal, auf welcher Seite Blinker und Scheibenwischer sind – die sind oft andersrum angeordnet als in Deutschland.
Im Western Cape ist das Straßennetz ganz gut ausgebaut und die Tankstellen sind ordentlich ausgestattet mit vernünftigen Toiletten, einem kleinen Shop und einem (Fast Food) Restaurant. Ein Tankwart zeigt an, zu welcher Zapfsäule man fahren soll, tankt dann auf und putzt bei Bedarf auch die Scheiben oder schaut das Öl nach. In und um Kapstadt kann man problemlos mit Kreditkarte zahlen. Die Höchstgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften liegt bei 60 km/h, auf Landstraßen bei 100 km/h und auf den Freeways oder Autobahnen bei 120 km/h. Ja, und es gibt Kontrollen. An die 70 festinstallierte „Speed Traps“ soll es in Kapstadt geben. Naja, man ist eh nicht so verleitet zu rasen. Hier kann es schon passieren, dass das Auto vor einem mit 20 km/h durch Sea Point schnarcht.
Schön ist, dass hier alle Ampeln doppelt sind. Also, auf der Seite, auf der man stehen bleiben muss und auch auf der gegenüberliegenden Seite – es hat den großen Vorteil, dass man nicht gleich Genickstarre bekommt, wenn man aufs Ampellicht schaut. An den großen Kreuzungen stehen häufig Menschen, die einem etwas verkaufen wollen. Zum Beispiel „The Big Issue“ (die Obdachlosenzeitung), oder Kugelschreiber, oder Aufkleber oder, oder, oder. Ich fahre immer mit verriegelten Türen und kaufe (außer The Big Issue) prinzipiell nichts. Kommt man an eine Kreuzung ohne Ampel, müssen zunächst alle halten und wer als erstes da war, fährt auch als erstes wieder. Hört sich etwas kompliziert an, klappt aber ganz gut. Es wird mehr oder weniger „ausgeschaut“, ein freundliches Nicken oder Winken sind natürlich auch hilfreich.
Weniger schön sind die mega-nervigen „Speed Bumps“ und Kreisverkehr. Die Speed Bumps sind überall, wo man langsam fahren soll. Zum Beispiel bei der Einfahrt zum Parkhaus. Das sind auch keine kleinen Huppel, sondern richtig hohe Schwellen. Ganz toll! Und der Kreisverkehr ist besonders lästig, weil hier gefühlt niemand kapiert, wie man einfährt. Auch im Kreisverkehr gilt rechts vor links, und es wird dann logischerweise im Uhrzeigersinn gefahren. Meist gibt es eine innere Fahrbahn und eine äußere. Die äußere, wenn ich gleich bei der nächsten Ausfahrt rausfahre. Die innere für die zweite oder dritte Ausfahrt, oder? Und ich blinke, wenn ich rausfahre. Hm, hier steht man bei der Einfahrt zum Kreisverkehr gerne hinter einem Auto, das dann rechts blinkt. Wieso? Wo will denn dieses Auto hin, wenn nicht in den Kreisverkehr…
Am Straßenrand sieht man oft gelbe und rote Linien. Eine gelbe Linie bedeutet „eingeschränktes Halteverbot“ und eine rote bedeutet „absolutes Halteverbot“. „Red Line Parking“ kann gerne auch R 500 kosten (jap, Erfahrungswert!). Überall in Kapstadt stehen an den Straßen die sogenannten „Car Guards“, sie zeigen Parklücken an und winken die Autofahrer rein. Die Car Guards sind alle „selbstständig“ und möchten für ihre Dienste entlohnt werden. Wenn überhaupt, gebt bitte Münzen, keine Scheine. In Camps Bay sind die Parkplätze übrigens kostenfrei. In der Innenstadt gibt es „Parking Marshals“, die von der Stadt angestellt sind. Sie haben kleine Geräte mit dabei und kassieren vorab die Parkgebühr für eine halbe oder ganze Stunde.
Kommt man in einen Roadblock (Straßensperre), Ruhe bewahren und freundlich bleiben. Führerschein- oder Alkoholkontrollen werden immer wieder durchgeführt. Ab Juni 2020 gelten 0,0 Promille beim Autofahren – wer mit Alkohol am Steuer erwischt wird, sitzt erst Mal für eine Nacht ein. Ooops. Wir haben auch tatsächlich eine eigene Stadtverordnung zum Thema „telefonieren im Auto“: beim Texten oder Telefonieren wird ein Bußgeld fällig. Neu ist, dass seit Ende letzten Jahres das Handy auch eingezogen und dann gespendet werden darf. Die Beamten dürfen übrigens bei Kontrollen keine Bußgelder kassieren, sie müssen Strafzettel ausstellen. Tja, und hat man einen Unfall, muss das innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei gemeldet werden. Egal ob Bagatelle oder nicht, für die Versicherung braucht man die „Case Number“. Auch das weiß ich aus eigener Erfahrung (zum Thema „richtige Positionierung und Seitenspiegel“ *hüstel*).
Südafrika verzeichnet im Schnitt 14,000 Verkehrstote pro Jahr. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, ist die Zahl der Todesfälle letztes Jahr zur Weihnachtszeit um 30% zurück gegangen; mit dazu beigetragen haben mit Sicherheit die über 500 Road Blocks wobei mehr als 600,000 Fahrzeuge kontrolliert und mehr als 200,000 Bußgelder verhängt wurden.
Also, wer feiern geht, nimmt sich ein „uber“ und ansonsten „keep calm and enjoy Cape Town“.
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