Update zur Wasserkrise in Kapstadt – Es hat geregnet.

title pic: Verne Ho

 

Am 28.06. verkündete der stellvertretende Bürgermeister, Ian Neilson, dass es auch im Jahr 2019 keinen „Day Zero“ geben wird. Tag Null ist seit Beginn des Jahres unser Horrorszenario in Kapstadt. Das ist der Tag, an dem es kein Wasser mehr aus der Leitung gibt und sich alle Einwohner an Wasserpunkten für ein Tageskontingent von 25L anstellen müssen.

Nach einer drei Jahren andauernden Dürre waren die Wasserstände in den Stauseen Anfang des Jahres auf ein gefährlich niedriges Niveau gesunken und es bestand die durchaus reelle Gefahr, dass Kapstadt trocken läuft. Die Stadt hat Wasserrestriktionen implementiert. Zuerst 100L pro Person am Tag, dann 87L und seit Februar sind wir alle limitiert auf 50L am Tag. Das ist zunächst unschön, aber man gewöhnt sich dran und wird erfinderisch. Die neuen Gesprächsthemen drehen sich um Kreuz- und Nackenprobleme vom Wasserschleppen, die neuen Wassertarife und wie man am besten noch mehr Wasser spart. Mittlerweilen ist das für viele Kapstädter zu einer Lebensart geworden. Durch gemeinsame Anstrengungen haben es die Bürger geschafft, den Wasserverbrauch von über einer Milliarde Liter am Tag auf 505 Millionen Liter am Tag zu drosseln. Das DWS (Department of Water and Sanitation) schreibt einen maximalen Verbrauch von 450 Millionen Litern pro Tag vor. Soll heißen: da ist noch Luft nach oben.

Im Mai kam endlich der erlösende Regen. Und zwar viel und nachhaltig über sechs Wochen. Die Dämme erholten sich im Juni auf über 40%. Danach hat es immer wieder ein bisschen geregnet und mittlerweile stehen die Dämme bei über 57%. Zum Vergleich: im Oktober 2017 hatten wir nach einem sehr trockenen Winter einen Wasserstand von 38.5% – die sechs wichtigsten Staudämme um Kapstadt haben ein Gesamtfassungsvermögen von knapp 900 Millionen Kubikmetern. Obwohl wir also schon jetzt bedeutend besser dastehen als zu Beginn der letzten Sommersaison sind wir definitiv noch nicht über den Berg. Die regenreichen Monate sind bald vorbei und man kann nicht mit Sicherheit sagen, wie sich die nächsten Wochen entwickeln. Und die Landwirtschaft braucht ja auch ein Wasserkontingent. Das DWS hat es dann auch abgelehnt, die Wasserrestriktionen zu lockern bevor die Dämme bei 85% liegen. Schauen wir mal – Ende August gibt es ein weiteres Meeting zwischen dem DWS und der Stadt… eine Quote von 87L pro Person wäre schon eine enorme Erleichterung.

Und was hat die Stadt bisher getan? Tja, diese Woche wurde verkündet, dass alle drei Entsalzungsanlagen laufen und Wasser in das System speisen. Hört sich zunächst hervorragend an, aber diese drei Anlagen liefern insgesamt acht Millionen Liter Wasser am Tag. Das ist quasi ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Clanwilliam Damm wird weiter ausgebaut. Und ansonsten muss natürlich weiter in die Wasseraufbereitung investiert werden. Und dafür braucht die Stadt Geld. Fazit: die ohnehin schon gebeutelten Bürger dürfen ab Juli wieder tiefer in die Tasche greifen. Ab dem 01.07. sind nicht nur die Preise für Wasser gestiegen, es gibt jetzt auch einen monatlichen Tarif für den Wasserzähler und für den Stromzähler. Der Tarif für den Wasserzähler ist abhängig von dem Durchmesser der Leitung und bewegt sich zwischen R 100 und R 150 (ca. EUR 6.70 – EUR 10). Das läppert sich auch über das Jahr.

Erstaunlicherweise gibt es nach wie vor trotzdem Kapstädter, die der Meinung sind, dass die Wasserkrise ein abgekartetes Spiel ist. Für die Stadt ein Mittel zum Zweck, um die marode Kasse wieder flott zu machen. Ja – whatever. Da kann man genauso gut versuchen, mit einem „Flat Earther“ über die Scheibentheorie zu diskutieren.

Nach monatelangem Macht- und Kompetenzgerangel in der DA (Democratic Alliance), hat die Bürgermeisterin ihren Rücktritt zum 31.10. bekannt gegeben. Bei der Pressekonferenz hat sie ausgerechnet ein gelbes Outfit getragen. Das Internet hat sich mal wieder überschlagen, denn gelb ist die Farbe des ANC (African National Congress). Tja – dazu nur so viel: We will see what we will see. Nächstes Jahr sind schließlich Wahlen.

Wir sind auf jeden Fall besser gewappnet für die diesjährige Sommersaison und hoffen auf ein erhöhtes Kontingent von 87L pro Person. Wir sparen weiterhin Wasser und die Physiotherapeuten und Chiropraktiker freuen sich über ausgebuchte Terminkalender.