„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ trällerte Rudi Carrell schon in den 1970ern – und ja, der Sommer 2024 mit Dauerregen und gefühlten 15°C lässt zu wünschen übrig. Also: ab in den Süden und auf an den Gardasee. Schließlich verspricht der Wetterbericht super Sonnenschein und hohe Temperaturen.

Innerhalb von vier Stunden sind wir auch schon in Sirmione. Nach dem Brenner kommen die ersten Säulenzypressen – jap, definitiv angekommen in Italien! Bei dem Anblick kommen Kindheitserinnerungen hoch und wir freuen uns auf ein bisschen Dolce Vita: Cappuccino und Cantuccini, Pizza und Pasta, und natürlich Carbonara und Coca-Cola. Gerade frage ich mich, warum wir so lange nicht hier gewesen sind.

Der Thermalkurort Sirmione liegt am Südufer auf einer Halbinsel, die wie ein langer Finger ca. 4 Kilometer in den See hineinragt. Strategisch gesehen ist das natürlich günstig und Keramikfunde beweisen, dass die Halbinsel schon seit circa 5000 Jahren besiedelt ist. Für die Römer war sie ein beliebter Ferienort und das wunderschöne „Castello Scaligero“ wurde im 14. Jahrhundert als Verteidigungsanlage errichtet. Die Wasserburg nebst Ringmauer trennen das 8000-Einwohner-Städtchen vom Festland und man gelangt nur über eine Brücke in die verkehrsberuhigte Altstadt. Vor der Stadt gibt’s Parkplätze und Shuttle Busse – uns egal, wir sind mit dem Radl unterwegs. Und zwar schon früh – die Cafés haben offen und die Locals nippen an ihrem Cappuccino, ratschen und genießen die Ruhe vor einem geschäftigen Tag. Wir auch – erst mal frühstücken und dann schlendern wir durch den Ort.

In Sirmione herrscht ein regelrechter Callas-Kult: Die umjubelte Sopranistin hatte hier in den 1950er Jahren zusammen mit ihrem Ehemann Giovanni Battista Meneghini eine Sommerresidenz. Die zitronengelbe Villa thront über der Altstadt und war eine Dekade lang ein Künstlertreffpunkt für alles, was Rang und Namen hatte: Bernstein, Karajan und Visconti – sie alle haben gerne vorbeigeschaut. Heute kann man sich über Booking oder Airbnb in der Villa einbuchen.

Wir laufen weiter zu den Grotten des Cattul – die Ruine einer römischen Villa, die im 1. Jahrhundert erbaut wurde (wohl auf den Überresten eines noch älteren Gebäudes). „Villa“ – hm – bei drei Geschossen mit ca. 20.000m², einer Länge von über 160m und einer Breite von über 100m ist das wohl eine leichte Untertreibung. Schön ist es hier mit Blick über den See im Schatten der Zypressen. Ursprünglich dachte man, dass die Villa dem Dichter Cattul gehörte – wahrscheinlicher ist wohl, dass er dort mal zu Gast war.

Wir besuchen noch die Fotoausstellung „What’s In Your Bag“, verzichten auf einen Besuch in der Burg (die Schlange sieht nach mindestens einer Stunde Anstehen aus) und radeln dann zurück nach Colombare. Ein kurzer Sprung in den See und dann geht’s ans Kochen. Was wohl? Na klar: Carbonara! Natürlich ohne Sahne – das sind Nudeln mit Speck, Ei und Käse. Legenden über die Erfindung des Pasta Gerichtes gibt es viele – letztendlich ist es egal – es schmeckt einfach göttlich. „Fun Fact“ am Rand: Nudeln und Kartoffeln, die man auskühlen lässt und am nächsten Tag zubereitet haben weniger Kalorien, weil ein Teil der Stärke unverdaulich wird. Das sind ja ganz neue Aussichten!

Jetzt noch eine Cola, den Sonnenuntergang beobachten und dann sind vier Tage auch schon rum und für uns geht’s zurück nach Rosenheim.

Titelbild: Rachel van Elk auf unsplash.com

 

Montatip Lilitsanong auf unsplash.com