Tauchen in Südafrika
Mit einer Küstenlinie von knapp 3000 Kilometern, lockt Südafrika mit spektakulären Tauchplätzen im Atlantik und im Indischen Ozean. So unterschiedlich die Tauchplätze sind, so unterschiedlich sind auch die Anforderungen und Bedingungen. Oder wie ein guter Freund von uns gerne treffend sagt „Africa is not for sissies“ – soll heißen, das Tauchen in Südafrika ist anspruchsvoll, aber auch ein unvergleichliches, sensationelles Abenteuer. Wir stellen hier unsere persönlichen Hotspots vor: Kapstadt, Durban mit Protea Banks und Aliwal Shoal, den Sardine Run bei Port St. Johns und die wunderschöne Sodwana Bay.
Kapstadt und die False Bay
Das Tauchen am Kap ist insgesamt eine frostige Angelegenheit. In der False Bay sind die Wassertemperaturen etwas höher als auf der atlantischen Camps Bay Seite bedingt durch den Süd-Oster Wind (Oktober bis Mai), der die wärmeren Wasserschichten direkt in die False Bay drückt. Aber auch hier sollte man sich auf Temperaturen zwischen 10 und 17°C einstellen. Warum möchte man dann hier tauchen gehen? Ganz einfach: im Kelpwald tummeln sich die Siebenkiemer und diverse andere Hai-Arten, es gibt mehrere Seehundkolonien und Pinguine, im Blauwasser trifft man auf Blauhaie und Makos und für den ultimativen Adrenalin-Kick kann man Käfigtauchen mit dem Großen Weißen. Für das Tauchen am Kap der Guten Hoffnung empfehlen wir: Komplettausrüstung mit 7mm Anzug (halbtrocken), Kopfhaube, Handschuhe und Füßlinge.
Vorweg: es gibt keine Möglichkeit, mit Pinguinen zu tauchen, es gibt aber bei Boulder’s Beach einen zweiten Zugang zu der Pinguinkolonie. Da kann man direkt an den Strand, sich mit dem Schnorchel ins kühle Nass wagen oder aber auch Selfies mit den kleinen Frackträgern machen.
Der Tauchplatz um Pyramid Rock ist etwas Besonderes, gilt er doch weltweit als einziger Spot, an dem man mit Siebenkiemern tauchen kann. Jetzt hat das Tauchen im Kelp ja schon etwas Mystisches – Kronen, die bis zur Wasseroberfläche reichen und gewaltige Stängel und Blätter, die in der Strömung mitschwingen – wenn dann noch das Sonnenlicht durch die Wasseroberfläche bricht, ist die Illusion Märchenwald perfekt. Der Kelpwald bietet Lebensraum für Anemonen, Seeigel sowie viele kleinere Hai-Arten wie Shy Sharks, Pyjama Sharks und Spotted Gully Sharks. Und eben auch für den urzeitlich anmutenden Breitnasen-Siebenkiemerhai, der dann doch immerhin eine Länge bis zu drei Metern haben kann und so an die 100 kg wiegt. Die Siebenkiemer sind in jeder Hinsicht außergewöhnlich: sie haben, wie der Name schon sagt, sechs bis sieben Kiemenspalten und die runde Schnauze hat ihnen auch den Beinamen „Kuhhaie“ eingebracht. Mit einer maximalen Tiefe von 14 Metern, ist das ein flacher Tauchgang, aber man muss erst mal den Kälteschock überwinden, sich im Kelp orientieren und mit der oft heftigen Dünung und schlechten Sicht (kann sich zwischen 1 – 15 Metern bewegen) zurechtkommen. Und dann schwimmt ein drei Meter Koloss über einen hinweg. Nichts für schwache Nerven!
Direkt in der Nähe befindet sich eine kleine Seehundkolonie und hier kann man im flachen Wasser sehr viel entspannter bei 5 – 10 Metern den pelzigen Meeresbewohnern bei ihren Kapriolen zusehen. Die Seehunde sind sehr neugierig, haben so gar keine Scheu und laden direkt zum Interagieren ein. Aber sie haben eben auch Zähne – kann schon mal vorkommen, dass sie in die Kamera beißen.
Ein Erlebnis der anderen Art ist das Tauchen im Blauwasser. Vor dem Kap der Guten Hoffnung treffen der kühlere Benguelastrom und der wärmere Agulhasstrom aufeinander – hier trifft man auf Blauhaie und Makos, die dann doch das wärmere Wasser bevorzugen. Je nach Strömungsverlauf sollte man sich auf Bootsfahren von zwei bis drei Stunden (einfach) einstellen. Sonnencreme nicht vergessen – auch wenn die Ausfahrt frisch ist aufgrund des Windes – die Sonne knallt. Der Wellengang, speziell wenn die Fahrt auf das offene Meer beginnt, ist heftig. Im Blauwasser angekommen, wird eine Duftspur gelegt, um die Haie anzulocken. Aufgrund der langen Ausfahrt wird die Ausrüstung natürlich erst angelegt, wenn sich etwas im Wasser tut – und das wird schnell zu einer sehr schaukeligen Angelegenheit. Die Wassertemperaturen sind hier mit 20° schon deutlich angenehmer. Die Tauchtiefen liegen bei 5 – 15 Metern – und bei null Untergrund sollte man das Tarieren beherrschen. Insgesamt ist das ein langer Tauchtag – man kann gut 8 Stunden einplanen und wer nicht seetauglich ist, sollte sich das unbedingt überlegen oder entsprechend vorbeugen.
Ja, und dann gibt es noch den ultimativen Adrenalin-Kick, Käfigtauchen mit dem Großen Weißen. In Südafrika gibt es drei Standorte für Käfigtauchen: Mossel Bay, Gansbaai und auch Kapstadt, wobei Gansbaai mit acht Anbietern sicherlich der bekannteste ist. In Mossel Bay und Gansbaai kann man ganzjährig in den Käfig – in Kapstadt läuft die Saison von Februar bis September. Hierfür braucht man starke Nerven, aber keinen Tauchschein, denn man steigt mit Maske und Schnorchel in den Käfig. Die Ausfahrt zu der Seehundinsel in der False Bay dauert ca. 25 Minuten – die Crew legt dann eine Duftspur und versucht, mit einem Köder an der Leine die Haie möglichst nah ans Boot zu locken. Der Käfig ist an der Seite des Bootes befestigt – und man geht dann in den Käfig, wenn die ersten Haie sich dem Boot nähern. Wem das Ganze zu heikel ist, weil er einfach noch die gruseligen Bilder vom Kinofilm „Der Weiße Hai“ im Kopf hat, der kann die Action auch vom Boot aus beobachten.
Tja, und wenn das alles noch nicht genug ist, kann man mit Sandtigern im „Predator Tank“ vom „Two Oceans Aquarium“ tauchen. Das Becken fasst 2 Millionen Liter Wasser und ist auch nur fünf Meter tief. Bissiger als die Haie ist allerdings „Joschi“, die Loggerhead Schildkröte. Und ja, man benötigt ein gültiges Brevet. Derzeit wird das Predator Becken umgebaut und soll in Kürze fertiggestellt werden.
Tauchen in und um Durban
Die Protea Bank liegen gut 100 km südlich von Durban und 7.5 km von der Küste entfernt in einer Tiefe von ca. 27 – 40m. Die Ausfahrten werden mit einem Schlauchboot vom Strand aus gemacht und es müssen zunächst erst mal alle mithelfen, das Boot ins Wasser zu bringen. Schwimmwesten sind bei der Fahrt durch die Brandung obligatorisch. Wer nicht seetauglich ist, sollte dringend vorbeugen. In der Regel werden hier Drifttauchgänge gemacht mit – je nach Jahreszeit – guten Chancen Tiger-, Bullen-, Schwarzspitzen, Sandtiger- und Hammerhaie zu sehen. Beim „baited shark dive“ taucht man neben einer Ködertrommel in einer Tiefe von 8 – 10 m und kann somit verschiedene Hai-Arten aus der Nähe beobachten. Und unbedingt darauf achten, dass man nicht in der Duftspur zur Ködertrommel hängt. Die Wassertemperaturen liegen bei ca. 23 – 26°C und die Sichtweiten bewegen sich zwischen ca. 5 – 20m. Das ist definitiv nur etwas für erfahrene Taucher.
Das Aliwal Shoal Riff liegt ca. 50 km südlich von Durban und ist ca. 5 km von der Küste entfernt in einer Tiefe von ca. 15 – 35m. Der Tauchablauf ist ähnlich wie auf den Protea Banks: Ausfahrten mit dem Schlauchboot aus einer Flussmündung, durch die Brandung und ab ins offene Meer. Hört sich ja alles sehr abenteuerlich an…warum möchte man hier tauchen? Am Aliwal Shoal gibt es zwei Wracks zu betauchen, die „Produce“ und die „Nebo“. Die Produce sank 1974 nachdem sie Leck geschlagen hatte – die Schiffsmannschaft hat komplett überlebt. Mit einer Tiefe von guten 30m und oft Strömung und schlechter Sicht ist dies kein einfacher Tauchplatz. Lohnt sich aber wegen den Zackis, die gute 2m groß sind. Die Nebo sank 1884 während eines Unwetters und liegt zwischen ca. 16 und 30m.
Tauchen in Port St Johns
Der Sardine Run ist wohl das größte Unterwasserabenteuer, das man als Taucher erleben kann. Einzigartig, einmalig und kaum in Worte zu fassen. Wenn es Winter wird auf der Südhalbkugel, sprich ab Mai, machen sich Abermillionen Sardinen auf die Wanderung entlang der südafrikanischen Ostküste bis hoch hinauf ins subtropische Durban. Dem Sardinenschwarm folgen die Fressfeinde wie Seevögel, Delfine, Buckelwale, Brydewale und natürlich Haie. Und alle betrachten den Sardinenschwarm als schwimmendes Buffet. Als Hotspot für Action auf dem Sardine Run gilt das Gebiet zwischen Port Elizabeth und Port St. Johns und als beste Zeit gilt Juni bis Juli. Da es Winter ist in Südafrika, sind morgens einstellige Plusgrade keine Seltenheit. Es empfiehlt sich also auf das Boot eine Windjacke und eine Kopfbedeckung mitzunehmen. Die Ausfahrten sind anstrengend: Ausfahrt ab 6 Uhr morgens und dann bis zu 8 Stunden im Schlauchboot auf dem Wasser. Da werden dann die Abende trotz geselligem Beisammensitzen beim „Braai“ doch recht kurz. Während der Ausfahrten gibt es gute Chancen, springende Wale zu sehen oder auch mit ihnen zu schnorcheln. Und wenn man dann die Tölpel sieht, die sich mit einer rasanten Geschwindigkeit ins Wasser stürzen, steigt der Adrenalinspiegel: endlich ein Baitball! Man geht zunächst mit ABC ins Wasser und wenn sich der „Baitball“ als stabil erweist, geht man mit vollem Equipment. Es ist kalt und man ist umgeben von Haien, aber man kann sich kaum losreißen von diesem Fressfest. Dann schwingt man sich wieder ins Boot und weiter geht’s. Es ist Natur und man bekommt keine Garantie auf Action, deswegen sollte man auch ein großzügiges Zeitfenster einplanen. Und was ist nun ein Köderball? Hm, eigentlich ein Verteidigungsmanöver von Fischschwärmen – das soll es den Räuber erschweren, einzelne Fische herauszupicken – ist beim Sardine Run aber ein fataler Folgefehler.
Sodwana Bay
Als Teil des Greater St. Lucia Wetlands Park liegt dieses südlichste Korallenriff Afrikas in einem Naturschutzgebiet unweit von der Grenze zu Mosambik. Nicht ohne Grund gilt die Sodwana Bay als eines der beliebtesten Tauchgebiete in Südafrika: angenehme Wassertemperaturen von 23 – 27°C, Sichtweiten von 10 – 30m und unterschiedliche Tauchtiefen von 15 bis 25m. Und eine schier unendliche Vielfalt an tropischen Fischen inklusive Riffhaien, Schildkröten, Muränen und manchmal auch Mantas und Walhaien. Die Sodwana Bay ist ein großartiges Tauchgebiet für Anfänger und Fortgeschrittene. Aber die Ausfahrten……starten vom Strand aus. Yebo – ähnlich wie auch am Aliwal Shoal oder auf den Protea Bank müssen hier alle mithelfen, das Boot mit ins Wasser zu bringen. Schwimmwesten bei der Fahrt durch die Brandung sind obligatorisch. Und genauso kommt man auch wieder zurück: das Boot fährt Vollkaracho auf den Strand. Gut festhalten und Zunge nicht zwischen die Zähne stecken!