Von der Wasserkrise zur Müllkrise
Gerade wurde unser Mineralwasser geliefert. Container mit jeweils 5L und auch Mineralwasserflaschen mit 0.5 und 1L Wasser. Über 200L Trinkwasser. Ganz schön viel Plastikmüll eigentlich. Und momentan horten alle. Was machen wir denn nach der Wasserkrise mit dem ganzen zusätzlichen Plastik? Kapstadt hat sowieso schon ein Müllproblem und Umweltbewusstsein findet man nur bei ganz wenigen – trotz Kampagnen.
Morgens gehen wir immer an den Strand zum Gassi gehen – bis 09:00 dürfen wir. Zwischen 09:00 und 18:00 ist dann der Strand für Hunde gesperrt und den Sonnenanbetern vorbehalten. Eine gute Regelung an sich. Frühmorgens bietet sich hier aber ganz besonders nach Feiertagen oft ein trauriges Bild: Müll, Müll und noch mehr Müll. Camps Bay Beach gilt als einer der schönsten Strände Kapstadts und klar, hier kommen alle gerne hin mit Kind, Kegel und einem Picknick Korb. An der Promenade sind auch überall Mülleimer aufgestellt mit dem eingängigen Slogan „Zappit in the Zibi bin“ („schmeiss es in die Zibi Tonne“). Der müllfressende Strauß Zibi hat schon in den 1980ern zu mehr Umweltbewusstsein und korrekter Müllentsorgung aufgerufen; die Stadt hat dann 2010 die Rechte erworben, Zibi für ihre Abfallkampagnen zu nutzen. „Reduce, Reuse, Recycle“ ist das Motto. Nur scheint es in den Köpfen noch nicht geklickt zu haben. Am Strand findet man denn alles: Plastiktüten, Sandwich-Verpackungen, Kleidung, einzelne Schuhe, Strohhalme usw. Wir haben auch schon mal ein Gebiss gefunden – noch Fragen? Viele der Hunde-Spaziergänger haben – so wie wir auch – eine extra Plastiktüte mit dabei und sammeln Müll auf. „Pick up Three for the Sea“ Kampagnen gibt es schon lange in anderen Ländern wir Australien, England und Schottland. (frei übersetzt: sammel drei Stücke Plastikmüll am Meer). Letztendlich müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und können nur hoffen, dass dadurch weniger Müll im Meer landet. Insgesamt ist einfach mehr nachhaltige Aufklärung gefragt sowie Sensibilisierung der Öffentlichkeit gekoppelt mit umweltbewussten und nachhaltigen Maßnahmen
Mit den neuen verschärften Wasserrestriktionen, die seit dem 01.02.2018 gelten, muss auch die Gastronomie vermehrt Wasser sparen. Vida – das erste Café, das am Strand unten aufmacht, nämlich um 06:00 – nutzt kein herkömmliches Geschirr mehr. Es gibt nur noch Pappbecher und Papiertüten. Das machen auch schon viele Kapstädter zuhause so. Spart im Moment zwar Wasser, hat aber mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Der neueste Trend ist kompostierbares Geschirr, hergestellt aus Zuckerrohr, Maisstärke, Bambus oder Holzspänen oder ähnlichem. Gute Idee, aber auf Dauer teuer.
In Kapstadt leben an die 4 Millionen Menschen – knapp 70% der Bevölkerung des Western Capes. Pro Jahr produziert die Stadt circa 2.8 Millionen Tonnen Müll – das sind mehr als 7.500 Tonnen am Tag (Zahlen: Waste Economy MIR 2017). Oder anders gesagt: jeder Kapstädter produziert fast 2kg Müll am Tag. Das ist sowieso schon viel zu viel und jetzt während der Wasserkrise werden die Zahlen nochmal rasant nach oben gehen. Recycling steckt in den Kinderschuhen – nur 10% des Gesamtmülls werden wieder verwertet. Bis 2020 will man bei 20% sein. In einigen Stadtteilen läuft das „Think Twice“ Projekt bereits: die Bürger sammeln ihren recyclebaren Müll in Plastiksäcken (die von der Stadt gestellt werden) und diese werden dann zusätzlich zum normalen Müll abgeholt. Das gibt es aber leider noch nicht in allen Stadtteilen. Ein Blick auf die „Greenmap“ der Stadt zeigt, dass es in Kapstadt drei Müllhalden gibt und 25 Wertstoffhöfe, wovon der erste 2010 eröffnet wurde. Recycling Stationen wie in Deutschland, wo man einmal in der Woche seine Flaschen, Dosen, Papier und Tetra Packs hinbringt, gibt es hier nicht. Nun hat aber nicht jeder ein Auto und keiner wird seine hartverdienten Rand verwenden, um den Müll mit dem Minbus-Taxi an einen Verwertungshof zu fahren. Und genau die gleiche Frage stellt sich zum Day Zero – wie kommen die Leute zu den PODs (Wasserstationen)?
Ansonsten hatten wir eine richtige „wunder“bare Woche: es hat am Freitag und am Dienstag geregnet. Nicht richtig viel, aber ein Segen für alle Pflanzen und genügend, um die Wassertanks ein wenig aufzufüllen. Normalerweise regnet es nicht im Februar. Der Wasserverbrauch in der letzten Woche ist auch nochmals zurückgegangen: 526 Millionen Liter am Tag verglichen zur Vorwoche mit 547 Millionen Litern am Tag. Die Obstanbauer in der Gegend von Grabouw haben der Stadt 10 Millionen Kubik Wasser aus ihren privaten Staudämmen gespendet. Präsident Zuma ist zurückgetreten und Day Zero ist wiederum nach hintern gerückt auf den 04. Juni. Da kann man einfach nur dankbar sein.
tick tack – Tick Tack – TICK TACK