Weltkulturerbe, Bier und Hörnla – das ist das oberfränkische Bamberg mal kurz mit drei Begriffen zusammengefasst. Die „Perle an der Regnitz“ mit knapp 76.000 Einwohnern ist Universitätsstadt und Sitz des gleichnamigen Erzbistums, das 1007 durch König Heinrich II gegründet wurde.

Mit 425 Hektar ist die Altstadt – nach römischen Vorbild in Form eines lateinischen Kreuzes angelegt – der größte erhaltene historische Stadtkern in Deutschland. Bei den vielen schönen alten Häusern und Fassaden weiß man auch gar nicht, wo man denn zuerst hinschauen soll. Da wäre der viertürmige romanische Dom, der über allen anderen Gebäuden zu thronen scheint. Das Mohren-Haus aus dem 15. Jahrhundert. Das 400 Jahre alte schiefe Brückenhaus. Die Statue der Heiligen Kunigunde, die über die Altstadt wacht. Und ist da noch das Alte Rathaus auf einer Insel mitten in der Regnitz, zugänglich über zwei Brücken. Der Legende nach war der Bischof zu knauserig, um den Bürgern Land für ein Rathaus zur Verfügung zu stellen und da kamen dann die gewitzten Bürger anno 1387 auf die Idee, das Rathaus auf einer künstlichen Insel im Fluss zu errichten. Erstaunlicherweise haben alle diese Gebäude die Turbulenzen der Geschichte und ihre Kriege überlebt. Zum Ende des zweiten Weltkrieges war die Stadt zwei Luftangriffen ausgesetzt, wobei ca. 4% der Altstadt zerstört wurden. 1993 wurde der historische Kern Bambergs als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet, weil er auf einzigartige Weise die „auf frühmittelalterlicher Grundstruktur entwickelte mitteleuropäische Stadt“ repräsentiert.  

Das „fränkische Rom“ ist wie das italienische Vorbild auf sieben Hügeln errichtet… Genau: Es war einmal… Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen… Hobbyhistoriker und Lokalpatrioten sind sich denn auch sicher, dass das Schneewittchen der Gebrüder Grimm auf einer historischen Figur beruht. Nämlich auf der von Margaretha Christina von Erthal aus Lohr. Der Vater, ein angesehener Freiherr und Direktor einer Spiegelmanufaktur, schenkte der zweiten Gemahlin einen „sprechenden“ Spiegel. Galten doch Lohrer Spiegel als besonders kunstvoll und waren mehr als begehrt. Mit Sinnsprüchen auf den Rahmen, wie „tu brilles à la lumière“ (sinngemäß „du bist so schön“) sprachen sie somit ja auch immer „die Wahrheit“. Das historische Schneewittchen hatte wohl eine eifersüchtige Stiefmutter, aber keine Märchenhochzeit. Sie flüchtete aus dem Schloss durch den Spessartwald nach Bamberg und wurde wohl auch auf die schrecklichen Zustände der Kinderarbeit im Bergbau aufmerksam. Die Bergarbeiter lebten zu fünft in sogenannten Einraumhäusern. Also keine putzigen Zwerge, die morgens mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen zur Arbeit marschieren. Erblindet verstarb das Fräulein mit 71 Jahren in Bamberg und wurde auf dem Friedhof der Sankt Martin Kirche beigesetzt. Schöne Fabulologie. Ob Märchen oder Wahrheit weiß man nicht so genau.

Kurz nach der Gründung des Bistums wurde auch in den Klöstern und Stiften schon fleißig Bier gebraut. 1039 verfügt der Domherr Ouldaricus sogar, dass die Bevölkerung an seinem Todestag Freibier bekommen soll. Es wurde viel getüftelt und experimentiert und manchmal wird ja auch aus der Not eine Tugend geschaffen – wie zum Beispiel das Rauchbier, das auf das Mittelalter zurückgeht.  Viel Regen? Nicht genügend Sonnentage um den Malz zu trocknen? Nun gut, da hilft ein offenes Feuer und dieser Geschmack findet sich dann natürlich auch im Glas wieder. Früher eine regionale Notlösung, heute eine absolute Spezialität. Und um dieser ganzen Experimentierfreude etwas Einhalt zu gebieten hat Bamberg schon 1489 ein Reinheitsgebot erlassen – knapp drei Jahrzehnte vor der generellen Einführung im Herzogtum Bayern. Bamberg gilt nicht umsonst als „Bier-Hauptstadt“ mit 10 Brauereien in der Stadt und 90 weiteren im Umland.

Auch die Gaumenfreuden kommen in Bamberg nicht zu kurz. Da gibt es zum Beispiel den fränkischen Spargel in der genialen Kombination mit „Hörnla“, einer Traditionskartoffel. Leicht rötlich schimmernd und in Hörnchenform gilt diese Kartoffel als eine der ältesten in Deutschland und wurde 1854 erstmals beurkundet. Aber diese tolle Knolle drohte zu auszusterben – der Arbeit des Fördervereins ist zu verdanken, dass die Kartoffel erneut angebaut wird und dass sie 2013 von der EU als regionale Marke bestätigt wurde. Nur Kartoffeln aus Franken dürfen europaweit als „Bamberger Hörnla“ bezeichnet werden. Und als Nachspeise gibt’s dann einen Kaffee und ein Hörnla. In diesem Fall ein Blätterteighörnchen – jedoch sehr viel butterreicher als ein Croissant.

Wer es etwas deftiger mag, schaut doch mal in der Metzgerei Liebold vorbei – seit 1897 in der Sandstrasse ansässig. Leute, der Leberkäse ist genial. Den gibt es auch in Dosen zu kaufen – praktisch für Reisen. Und ja, den haben wir auch schon in Namibia genossen. Abends am Feuer sitzen, Sternenhimmel und Leberkäse – herrlich!

Ein Feierabendbier, Absacker und Musik? Da gibt es nur eins: den Live Club , ebenfalls in der Sandstrasse. Sportsbar mit Live-Übertragungen und Musikevents. Es kann gut sein, dass ihr den Chef und seinen Landcruiser „Heinrich“ irgendwo in Afrika trefft. Mehr Infos dazu auf der Facebook Seite  Heinrich auf Weltreise .