Die Kleine Karoo – eine Halbwüste auf der südafrikanischen Hochebene – große Weiten, gesprenkelt mit den für diese Landschaft typischen Tafelbergen, den Mesas. Und hier entlang der N1 inmitten braun- und ockerfarbener Büsche zwischen Touws River und Laingsburg liegt Matjiesfontein (gesprochen: Maikiesfonteyn oder so ähnlich). Von Kapstadt aus kann man hier ganz entspannt in drei Autostunden hinfahren.

Matjiesfontein ist jetzt nicht wirklich groß: eigentlich besteht der Ort aus nur einer Hauptstraße gesäumt von Gebäuden im viktorianischen Stil. Ein 400-Seelen-Dorf. Aber tatsächlich war dies der erste Ort in Südafrika mit Stromversorgung (alle Straßenlaternen wurden übrigens aus London importiert) und einem Abwassersystem. Wir wollen hierhin, weil es angeblich spukt…

Aber jetzt mal der Reihe nach. James Douglas Logan, ein gebürtiger Schotte, arbeitete bereits mit 14 Jahren für die North British Railway und beschloss irgendwann, sein Glück in Australien zu suchen. Bis dahin kam er nicht, denn leider erlitt er vor Simon’s Town Schiffsbruch. Nun ja, er ließ sich nicht beirren und heuerte dann ab 1877 bei den Cape Government Railways an. Leute wurden immer gesucht – schließlich musste ja die Bahnstrecke nach Kimberley in die Diamantfelder fertig gestellt werden. Logan wurde schnell befördert, begann Land zu kaufen und gründete dann 1883 den Luftkurort Matjiesfontein, weil er davon überzeugt war, dass dieses semi-aride Klima bei seinen Lungenproblemen half. Der Ort entwickelte sich und für die Kapstädter High Society war es dann schon chic, mal in die Sommerfrische nach Matjiesfontein zu fahren. Das zweistöckige Lord Milner Hotel wurde 1899 fertiggestellt und war während des zweiten Burenkrieges auch das Headquarter vom Cape Western Command – zu der Zeit waren hier 12.000 Soldaten stationiert. Logan verstarb 1920 und so langsam geriet Matjiesfontein ein wenig in Vergessenheit. In den 1960er Jahren erwarb der Hotelier Rawdon so ziemlich alle Gebäude, renovierte sie und setzte seine Vision einer Touristenattraktion um.

Wir sind denn auch hin und weg als wir hier ankommen. Alle Einwohner des Ortes leben Matjiesfontein und seine Geschichte. Vor dem Abendessen lassen wir uns die Fahrt mit dem Hop-On Hop-Off Bus natürlich nicht entgehen – ein roter Londoner Doppeldecker Bus aus den 1950er Jahren. Tour-Guide Johnny erzählt alles Wissenswerte auf der siebenminütigen Fahrt und danach geht’s in Pub. Johnny eröffnet die Pub-Session mit „Blueberry Hills“ am Klavier – love it. Da wir interessiert sind, bekommen wir dann noch die „geheime“ Tour durchs Hotel, durch die Zimmer, die noch so ausgerichtet sind wie damals. 1947 war die britische Königsfamilie hier zu Besuch – Johnny holt die alten Bilder raus (seine Mom durfte damals als Tea Girl servieren) und zeigt uns dann noch das Bild von dem Gespenst. Er sitzt in einem Sessel und man kann deutlich dieses kleine Mädchen erkennen. Klar, wir müssen uns auch in den Sessel setzen und Fotos machen…tja, aber uns gibt sie nicht die Ehre. Lucy, ein weiteres Gespenst, soll nachts im Hotel rumspuken, an den Türen rütteln und durch die Gänge laufen. Und ein einsamer Soldat soll oft vor dem Friedhof erscheinen. Wir bekommen von all dem gar nichts mit und schlafen wirklich gut (vermutlich wegen der guten Luft).

Am nächsten Tag erkunden wir das „Transport Museum“ – hier kann man nicht nur eine außergewöhnliche Sammlung von Fahrzeugen von 1930-1960 bewundern, sondern auch die Daimler, mit denen die königliche Entourage 1947 unterwegs war. Im „Marie Rawdon Museum“ bekommt man einen Einblick wie das koloniale Leben hier im Außenposten wohl gewesen ist.

Lohnt sich definitiv mit oder ohne Gespenst.