Die größten Wasserfälle Afrikas stehen schon lange auf unserer „Bucket List“. An der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe stürzt der Sambesi auf einer Breite von mehr als 1700m in eine 108m tiefe Schlucht, die aber nur 50m breit ist. Dieses einzigartige Spektakel, bei dem der Sprühnebel bis zu 300m hochsteigt und für etliche Kilometer zu sehen ist, wurde von den hier ansässigen Kololo auch sehr treffend „Donnernder Rauch“ genannt und ist seit 1989 UNESCO Weltkulturerbe.
Wir sind dieses Jahr im April dort gewesen und das war letztendlich die perfekte Reisezeit. Mit einer Fließstrecke von knapp 2600km ist der Sambesei der viertlängste Fluss Afrikas, entspringt auf der Lundaschwelle in Sambia, fließt dann durch Angola, Sambia und Mosambik bevor er in den Indischen Ozean mündet. In der Trockenzeit führt der Sambesi wenig Wasser und die Victoriafälle können zu einem kläglichen Rinnsal verkommen; zum Ende der Regenzeit (April/Mai) hingegen ist der Fluss so angeschwollen, dass hier bis zu 10.000m³ Wasser pro Sekunde in die Tiefe stürzen und die Fälle in den größten Wasservorhang der Erde verwandeln. „Entdeckt“ wurden die Wasserfälle im November 1855 von David Livingstone, einem gebürtigen Schotten, der 1840 als Missionar nach Afrika gekommen war. Das Missionieren hatte er schnell Leid und erforschte stattdessen lieber den Kontinent. Er fand die Falls so wundervoll, „dass selbst Engel im Flug innehalten und drauf starren“, wie er meinte, und benannte sie nach der englischen Königin.
So, wie kommen wir jetzt dahin? Wir durchreisen zunächst Namibia und gehen im Caprivi bei Ngoma über die Grenze nach Botswana. Das war alles relativ einfach und lief digital. Man braucht seinen Pass, die Original-Fahrzeugpapiere (oder Mietwagenvertrag) und zahlt eine Road Tax. Das waren so an die BWP 260 – geht bar oder mit Karte. Die Währung heißt „Pula“ – das Setswana Wort für Regen, was natürlich in trockenen Gegenden auch pures Glück bedeutet. Die Fahrzeuge müssen noch durch ein Seuchenbecken fahren und alle müssen druch eine Wanne laufen, um die Schuhe zu desinfizieren. Bin ich froh, dass ich keine Flip-Flops anhabe…
Von Kasane aus buchen wir eine Tagestour an die Vic Falls und fahren nicht selbst. Morgens um sechs Uhr geht’s los, nach einer 15-minütigen Fahrt sind wir tatsächlich die ersten am Kazungula Grenzübergang. Aber die Grenzbeamten haben keine Kugelschreiber. Richtig vermutet: hier wird alles per Hand geschrieben. Auf einer Tafel sind die Visagebühren aufgeführt: USD 30, ZAR 470 usw. Wir halten unsere Rand bereit, nur um dann zu erfahren, dass aufgrund der fluktuierenden Wechselkurse die Visagebühr heute ZAR 570 beträgt. Diskutieren bringt nix, wir wollen ja rein ins Land und zahlen also. Die Quittung wird in US-Dollar ausgestellt – TIA, aber ich habe den Kugelschreiber zurückverlangt. Möchte mir auch nicht wirklich vorstellen, was das für ein Tam-Tam mit dem Auto gewesen wäre. Zu den Wasserfällen sind es ab Grenze noch ca. 70km.
Zunächst gehen wir ins Lookout Café zum Frühstücken – mit grandioser Terrasse und Blick auf den Sambesi sowie die Victoria Falls Brücke. Oh ja – das lohnt sich. Die Preise sind alle in US-Dollar angegeben und wir können tatsächlich überall auch mit VISA bezahlen.
Der Nationalpark ist ca. 23km² groß und ein gepflasterter Weg führt mit 16 „View Points“ entlang der Falls. Eintritt: USD 50. Es ist heiß und tropisch: durch den Sprühnebel ist hier entlang der Schlucht ein üppiger grüner Regenwald entstanden und tatsächlich verbindet ein Regenbogen Simbabwe mit Sambia. Das Wasser tost und die Gischt sprüht nach oben, während wir an der Livingstone Statue vorbeilaufen von einem Aussichtspunkt zum nächsten. Eigentlich weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll – natürlich werden wir trotz Regenjacke patschnass. Es ist einfach nur wunderschön. Wer seine Regenjacke vergessen hat, muss auch nicht verzagen, denn die geschäftstüchtigen Händler in dem Ort „Victoria Falls“ verkaufen natürlich alles, was man so braucht. Wir gehen zum „Border Post“ und holen uns einen „Bridge Pass“; damit dürfen wir dann auf der 128m hohen „Victoria Falls Bridge“ bis nach Sambia spazieren, ohne einzureisen versteht sich, denn das würde wieder ein weiteres Visum erfordern.
Alle Bilder: Reisepioniere und d’Woidtaucher