Rovinj ist immer noch diese hübsche Bilderbuchstadt , so wie ich sie in Erinnerung habe. Künstlerateliers, Cafés und Boutiquen säumen die La Grisia, die sich vom Balbi Bogen hinauf zur Kirche der Heiligen Euphemia schlängelt. Mit über 60m Höhe dominiert der Glockenturm die Altstadt: ein kleines Labyrinth mit bunten Häusern und Kopfstein gepflasterten Gassen, durch das unzählige Katzen schnurren.
Wir sind zum Stadtfest hier, am Jahrestag der heiligen Euphemia. Um den 16.09. herum finden dann auch allerhand Aktivitäten rund um den Marschall-Tito-Platz statt. Abends treten Künstler auf der großen Bühne vor dem Hafen auf – die Stadt brummt und es ist voll. Das Einzige, das nicht mehr da ist, sind die kleinen Souvenirschiffe am Hafen. Die lagen da immer fest angedockt und haben allerhand Schnickschnack verkauft, angefangen von aufgeblasenen Kugelfischen bis hin zu sehr bunten Bildern. Macht nix, dass die weg sind.
Seit Januar 2023 gehört Kroatien zum Schengenraum und hat dementsprechend auch den Euro eingeführt. Das macht es natürlich ein bisschen einfacher: man muss nicht immer kompliziert umrechnen und durch 7 teilen. Und es gibt keinen Stau an der Grenze. Kuna kann man noch bis Ende 2023 bei Postfilialen und Geschäftsbanken tauschen. Es fällt aber gleich auf, dass hier der Euro zum Teuro geworden ist: Pasta Gerichte zwischen 16 und 20 Euro und der Cappuccino so an die 4 Euro. Gefühlt ist das eine 20-30%-ige Preissteigerung. In den Spacios bekommt man aber schon noch einen Cappuccino für weniger als 2 Euro. Naja gut – und einen Abend gönnen wir uns trotzdem ein schönes Restaurant mit Blick auf die Altstadt und den wunderbar kitschigen, orange-roten Sonnenuntergang.
Wir sind in einem Mobile Home auf dem Vestar Camping Platz, südlich von der Stadt. Passt für uns, denn hier ist auch die Tauchbasis „Scuba Rovinj“ und deswegen sind wir ja hier. Das Wasser ist perfekt und in der Bucht gibt’s Seepferdchen. Und dann ist da leider auch ein Steckmuschelfriedhof. Mit einer Höhe von bis zu 1.2m ist die Steckmuschel die größte Muschel in Europa und kommt nur im Mittelmeer vor. Steckmuscheln werden bis zu 45 Jahre alt, aber Souvenirjäger, Schleppnetze und der Klimawandel dezimieren die Populationen. Und seit 2016 macht sich im Mittelmeer ein Parasit breit, der ein Massensterben mit sich bringt – 2019 hat es auch die kroatische Adria erwischt. Es gibt verschiedene Initiativen, wie das EU-Projekt Life Pinnarca, um die Steckmuschel zu retten. Zum Teil werden Steckmuscheln umgesiedelt oder es werden Larven gesammelt und in speziellen Tanks untergebracht, um kontrolliertes Wachstum und Reproduktion zu ermöglichen. Life Pinnarca setzt auch auf wissenschaftliche Bürgerbeteiligung, mit dem Aufruf Sichtungen der Pinna Nobilis auf der Sea Watchers Seite zu melden
Zum Ende der Woche gehen wir zu Fuß nach Rovinj – durch den traumhaft schönen Naturpark Goldenes Kap (Zlatni rt). Gute 8 Kilometer mit genügend Cafés am Wegesrand für die Kaffee-Junkies. In der einen Strandbude läuft doch glatt eine Reggae Version von „Fire to the Rain“. Summer Vibes! Der Park ist quasi ein kleines Erholungsgebiet vor Rovinj, ideal zum Radeln oder Joggen mit wirklich schönen, versteckten Stränden und einer Kletterwand. Jap, das war eine coole Woche mit hammermäßigem Wetter.
Bilder: Reisepioniere außer
Hafenbild – Georg Steingruber, Kirche der Heiligen Euphemia – Dirk Goncalves; bunte Häuser – Barbara Kosulin; Tisch am Meer – Bucography (alle auf Unsplash)