Swakopmund
Swakopmund ist anders. Bizarr und ganz wunderbar. Ich komme mir ein bisschen vor wie Alice im Wunderland. Na gut, ich bin keinem unter-Zeitdruck-stehendem weißen Kaninchen durch den Bau gefolgt. Aber wir kommen auch gerade aus der Wüste, einer anderen Welt eben. Ja, und in Swakop, da stehen Gebäude aus der Kaiserzeit, man spricht deutsch und vom Atlantik weht eine frische Brise herüber. Nicht umsonst wird Swakop auch gerne als das „südlichste Nordseebad“ bezeichnet.
Die Hauptstadt der Region Erongo wurde 1892 gegründet und zählt heute mehr als 60.000 Einwohner. Als Südwestafrika im Jahr 1884 zum deutschen Schutzgebiet erklärt wurde, brauchte man natürlich einen Hafen, um die neue Kolonie zu entwickeln und aufzubauen. Walvis Bay war in englischer Hand und so fiel die Wahl letztendlich auf eine bis dahin unbesiedelte Stelle an der Swakopmündung – hier gab es Süßwasser und man konnte Transporte ins Landesinnere organisieren ohne Dünen überqueren zu müssen. Als Hafen trotzdem nicht so ganz einfach – heiße Wüste und kalter Atlantik – morgens ist Swakop oft in dichten Nebel gehüllt. Das einstige Zugangstor zur Kolonie lebt heute vom Tourismus und von Uran. Das Uranvorkommen der Husab Mine ist das viertgrößte weltweit.
Die „Marie Woermann“ brachte also 1893 bereits 120 Mann der Schutztruppe und 40 Siedler nach Swakop – und hier gab es genau nichts. Keine Mole, keine Pension, keinen Laden. Die Siedler errichteten Baracken und jeder war für sein Trinkwasser selber verantwortlich. Trotzdem kam schon 1899 einmal im Monat ein Dampfer vorbei und brachte alles, was so gebraucht wurde – Nahrungsmittel, Nutztiere und Maschinen. Ganze 10 Jahre lang wurden Menschen, Tiere und Güter per Landungsboot vom Schiff zum Strand transportiert bis 1903 endlich die Landungsmole eingeweiht wurde. Tja, das Meer funktioniert aber nun Mal nach seinen eigenen Gesetzen und nach nur drei Jahren versandete die Mole – leider hatte man beim Bau den Benguelastrom nicht mit einkalkuliert. Ab 1912 entstand die Jetty – eine Eisenbrücke, die heute zu den Wahrzeichen der Stadt zählt.
Auch Baumaterialien kamen per Schiff aus Deutschland – es gab bereits ab 1895 einen Bebauungsplan für die Stadt. Die Baracken wurden langsam durch Holzhäuser ersetzt und ab 1899 entstanden die ersten Steinbauten, die größtenteils heute noch erhalten sind und nach wie vor das Stadtbild prägen. Das Witzige ist, dass es tatsächlich noch eines dieser Holzhäuser gibt – ist von außen verputzt und sieht wie jedes andere aus, aber wenn man an die Mauer klopft hört man es deutlich. Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz und haben heute eine andere Funktion als damals. So wurde beispielsweise das traumhaft schöne Bahnhofsgebäude 1994 in ein Hotel mit Kasino und Kino umgewandelt – komplett mit Türmchen und so. Das ehemalige Lazarett ist eine Pension mit Altenheim, die Kaserne ist heute eine Jugendherberge und das Hohenzollern-Haus, welches die Stadtverwaltung beherbergte, ist ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen. Wer mehr über die Geschichte der Stadt erfahren möchte, dem kann ich eine Stadtführung per pedes mit Angelica Flamm-Schneeweiss empfehlen – sehr interessant und kurzweilig.
Aber in Swakop gibt es ja noch so viel mehr zu entdecken. Die Kristallgalerie zum Beispiel, in der mit 14 Tonnen der weltweit größte Quarzkristall ausgestellt ist. Kostet NAD 20 Eintritt und kann man locker in einer Stunde machen. Überall dieses Glitzern und dieses Funkeln – ein kleiner Besuch bei dem angegliederten Juwelier kann ja nicht schaden. Unterhalb des Leuchtturms befindet sich das Swakopmund Museum, welches 1951 gegründet wurde und das größte privat geführte Museum in Namibia ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte Swakops und der Küstenregion. Der Eintritt ohne Führung liegt bei NAD 30 – ist also auch erschwinglich. Interessant auch der kleine Museumsshop. Und dann gäbe es noch das „National Marine Aquarium of Namibia“ – klein aber fein und das einzige Aquarium überhaupt in Namibia. Hat montags zu und kostet für Südafrikaner und Namibier NAD 10 Eintritt.
Es gibt in Swakop eine herrliche Coffee-Shop Kultur mit coolen kleinen Läden und witziger Einrichtung sowie eine Vielzahl von Restaurants, die „Deutsche Küche“ anbieten. Ahem – tja – an g’scheiten Schweinsbraten hätte ich hier noch nirgends gegessen. Mein absolutes Lieblingslokal ist das „Jetty 1905“ auf der Eisenbrücke: ein Wahnsinnsblick, ein wunderschönes Ambiente und eine raffinierte Küche.
Es gibt aber nicht nur Geschichte, Kultur und gutes Essen – man kann auch hervorragend shoppen. Vom Touristen-Schnickschnack bis zu ausgesuchten Möbeln bei Weylandts – anything goes. Und wer sich gerne bewegen möchte: Quad-Biken, Sandboarden oder vielleicht doch lieber eine Yoga Stunde bei der wunderbaren Sigi Kolbe.
Swakopmund ist eben ganz anders und das lieben wir.
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Mehr Infos zu Yoga gibt es hier hier
Mehr Infos zum Jetty1905 gibt es hier