Gefühlt ist ganz London 20 Jahre später immer noch im Harry-Potter-Fieber – da sehen wir den Studenten in der U-Bahn mit dem Ron-Pullover, das kleine Mädchen mit dem Ravenclaw Haarband und die Potterheads in den Coffee Shops mit den Mehrweg-Hogwarts-Bechern. Im Palace Theatre läuft das Theaterstück „Harry Potter and the Cursed Child” – das sind zwei Vorstellungen à zweieinhalb Stunden – da haben wir dann doch keine Lust drauf. Und die Warner Bros. Harry-Potter-Studio-Tour ist an unseren Terminen leider ausverkauft.
Aber wir fahren natürlich zu King’s Cross und machen die Touristenfotos am Gleis 9 ¾. Wir waren auch ganz früh da, so dass wir nicht so lange anstehen mussten! Danach sind wir dann gleich gegenüber in das 150 Jahre alte St. Pancras Hotel zum Kaffeetrinken gegangen – ah, so schön! Das dürfte den Potter-Fans auch bekannt vorkommen: Ron und Harry sind mit dem Ford Anglia der Weasleys über das Hotel geflogen, als sie in „Kammer des Schreckens“ den Hogwarts Express verpasst hatten. Und dieses wunderbare Treppenhaus in T-Form mit dem opulenten Sternenhimmel …omG…irgendwie könnte man meinen, dass Bellatrix LeStrange jeden Moment hier auftauchen müsste.
Im Souvenirladen gibt es einfach alles, angefangen von Zauberstäben und Hoodies bis hin zum Nimbus 2000. Schokofrösche und Bertie Botts Bohnen – hier kann man denn auch gut und gerne ein kleines Vermögen loswerden!
Weiter geht’s zum Leicester Square. Da schnurksen wir dann durch Cecil Court, eine kleine Verbindungsstrasse mit Buchläden im viktorianischen Baustil. Zeitmäßig sind wir genau richtig, denn hier macht kein Laden vor 10:00 auf. Schade nur, dass der „Alice Through the Looking Glass“ Laden geschlossen hat. Aber ansonsten bekommt man hier alles, was das Herz begehrt: antiquarische Bücher, alte Landkarten, Orden etc. Und man könnte hier definitiv Stunden verbringen. Mozart hat 1764 im Alter von 8 Jahren hier beim ansässigen Barbier in Nummer 9 gewohnt, der dann auch gleich supergeschäftstüchtig Karten für das erste Mozart Konzert in London verkauft hat. Tja. Potter Fans meinen, dass diese malerische kleine Gasse die Inspiration für die Winkelgasse war. Wer weiß das schon so genau? Nur wenige Meter weiter zwischen den ganzen geschäftigen Straßen befindet sich Goodwin’s Court, eine weitere schmale Gasse, die erstmalig 1690 im Grundbuch erwähnt wird. Dunkle Ziegelgebäude, schwarze Türen mit Klopfern und in einem der bauchigen Fenster ist eine Eule zu sehen und ein Besen, der doch verdächtig wie ein Nimbus 2000 aussieht. J.K. Rowling hat das – glaube ich – nie bestätigt, aber das könnte ja die Vorlage für die Nockturngasse gewesen sein.
Und wenn wir schon so Potter-mäßig unterwegs sind, dann fahren wir auch gleich zum „Monument“ und laufen zum Leadenhall Market – denn das hier ist die Winkelgasse in „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Mit den gusseisernen viktorianischen Säulen und der Glaskuppel zählt Leadenhall zu den ältesten und schönsten Märkten in London. Hier haben schon die Römer Handel betrieben und im 15. Jahrhundert wurde der Markt dann an die Stadt verkauft. Damals wurde mit Geflügel und Käse gehandelt, heute gibt es hier Cafés, Sandwich Läden und Pubs – wunderbar, um einfach mal Kaffee zu trinken und sich dem hektischen Treiben in der Stadt zu entziehen.
„Goodwin’s Court“ bei Nacht: Leif Niemczik on Unsplash