Unterwegs im Northern Cape von Südafrika

Teil 1 – von Kapstadt über den Namakwa Eco Trail nach Vioolsdrif

Was dem Holländer sein Wohnanhänger ist dem Südafrikaner sein Dachzelt. Und so entscheiden wir uns, im Mai nochmal auf Tour zu gehen und das Northern Cape zu erkunden. Mit ca. 372.000 km² ist das Nordkap die flächenmäßig größte Provinz in Südafrika, aber mit einer Bevölkerung von ca. 1,3 Millionen Einwohnern auch die am dünnsten besiedelte. Das Northern Cape grenzt im Norden an Namibia und Botswana – hier oben im Dreiländereck auch sehr schön der Kgalagadi Transfrontier Park – und im Westen an den Atlantischen Ozean.

So starten wir Montagmorgens gut aufgepackelt und mit reichlich Padkos (Wegzehrung) wie Biltong, getrockneten Mangos und Snickers in Richtung Orange River. Wir haben uns auch entschieden, nicht über die N7 rauf zu fahren, sondern durch das „Bushmanland“ – schnell sind wir auf einer Höhe von 1000m und die Gegend wird zusehends trockener und flacher. Sehr karg – die Menschen hier leben von der Schafzucht. Und nachdem es kaum Bäume gibt, bauen die Webervögel ihre riesigen Kolonien mit mehreren hundert Vögeln auf den Strommasten. Nestopolis! Unser erster Stopp ist in Calvinia – witzigerweise gibt es hier einen Campingplatz mitten im Ort. Das „Ou Lady“ Guesthouse hat im Hof drei Campingplätze mit Braai-Ecke und Duschgelegenheiten. Glücklicherweise ist gleich nebenan ist ein hervorragendes Restaurant „Die Blou Nartjie“ – die blaue Mandarine – da sparen wir uns doch gleich mal das Grillen.

Je weiter wir nach Norden hochkommen, umso mehr Heuschrecken gibt es. Nicht so fröhliche Hüpfer wie Flip bei der Biene Maja, sondern Wanderheuschrecken und die können schon so 6  bis 7 cm groß werden. Abgesehen davon fahren sie gerne mal auf der Windschutzscheibe mit oder springen durch das Fenster ins Auto…wenn so ein Insekt bei mir auf dem nackten Oberschenkel landet ist ein Aufschrei gestattet, oder? Die fliegen hin und her, landen dann wieder auf Büschen und Bäumen, um zu fressen und dann erneut wieder zu starten. Die Bewegung erinnert mich an Feen in animierten Filmen: links, rechts, nach oben und wieder nach unten. Und man kann sich gut vorstellen, wenn eine ganze Horde irgendwo einfällt, dass diese Wanderheuschrecken alles kahlfressen.

Unser nächster Stopp ist Die Mas in Kakamas am Orange River – wir bleiben drei Nächte, denn wir wollen natürlich zu den Augrabies Wasserfällen – der Name heißt so viel wie „Wasser, das donnert“ – sehr beeindruckend. Der ganze Park glitzert und funkelt in weiss und pink: Rosenquarz soweit das Auge reicht. Wenn ich mir so überlege, was man in Deutschland für Kristalle bezahlt…die Verkehrsinsel, an der man zum Park abbiegt ist komplett aus Rosenquarz. Klauen tut hier keiner – wieso auch. Wenn man einen Kristall braucht, hebt man irgendwo einen auf. Überhaupt gibt es hier oben eine Vielfalt an Halbedelsteinen. Prieska ist das Hauptabbaugebiet für Tigerauge und man möchte es nicht glauben, aber das gibt es ein Fort, das komplett aus Tigerauge gebaut wurde. Da schaffen wir es dieses Mal leider nicht hin, steht aber auf der Bucketlist. Im Nationalpark fahren wir noch den 4×4 Trail durch den Game Park und sehen ein paar Giraffen und Paviane. Und das war auch eine ganz gute Übung für den nächsten Tag, denn da fahren wir den Molopo 4×4 Trail nach Riemvasmaak über Geröllwege, durch Flussbette und unübersichtliches Gelände. Drei Stunden für ca. 30 Kilometer – spannend, aber im Nachhinein sollte man doch besser mit zwei Fahrzeugen unterwegs sein.

Riemvasmaak heißt so viel wie „den Riemen fest machen“ – glaubt man den Geschichten aus der Gegend, so wollte einst ein Damara hier, wo der Molopo Fluss sich durch die Berge schlängelt, hinab zu den heißen Quellen in der Schlucht, um seine Rheumabeschwerden zu lindern. Kurzentschlossen hat er mehrere Riemen zusammengebunden und sich so hinabgelassen. So kompliziert ist es für uns nicht, wir fahren bequem runter und laufen die restlichen Meter zu den Rockpools. Und nach dieser 4×4 Strecke ist das Bad wunderbar entspannend.

Unser nächster Camping Platz ist auf einer Dattelfarm in der Nähe von Pella, einer ehemaligen Missionarsstation – die ersten Dattelpalmen sind aus Marokko und Kalifornien eingeführt worden. Ansonsten werden hier Feigen, Weintrauben und Granatäpfel angebaut und ja, Schafe und Ziegen gezüchtet. Eine Wahnsinns-Landschaft, aber wie so oft in Afrika wehen einem überall die Plastiktüten entgegen und um Pella rum liegt Müll, Müll und noch mehr Müll.

Von hier aus geht es auf den Namakwa Eco Trail – von Witbank bis Vioolsdrif, ca. 200km den Orange River entlang. Wir haben auf den anderen Campingplätzen zwei Parteien getroffen, die beide meinten, dass der Trail sehr „confusing“ sei, weil die Karten etwas ungenau sind. Karte ist schön und gut, aber wir verlassen uns lieber auf „Tracks 4 Africa“. Ein erster Blick auf die App zeigt mir dann auch, dass der Orange River wohl in Gariep River umbenannt wurde. Wir fahren circa die Hälfte der Strecke und suchen uns dann ein schönes Plätzchen. Entlang des Trails sind überall Camping Plätze ausgewiesen, aber „wild campen“ halt. Soll heißen, wir duschen mit Flusswasser und für die Toilette gibt’s den Klappspaten.

Die restliche Strecke nach Vioolsdrif führt uns an Quarzfeldern vorbei, durch Flussbetten, kleine Hügel hinauf und hinunter und vorbei an den schönen, gelb-blühenden Köcherbäumen. Das ist mit dem Anhänger nicht ganz ohne, lohnt sich aber. In Vioolsdrif buchen wir uns für zwei Nächte an einer Campsite direkt am Fluss ein mit Bar und Internet. Super!