Von Vioolsdrif am Orange River zur Küste und nach Sutherland

Als wir den Namakwa Eco Trail verlassen, biegen wir rechts auf die N7 ab – auf die offizielle „Cape-Namibia-Route“. Zunächst geht es über eine weitläufige, flache Ebene und dann schlängeln wir uns durch die spektakulären Serpentinen der Vyfmylpoort (Fünf Meilen Schlucht) hinunter bis nach Vioolsdrif im Orange River Tal. Hier wäre dann auch der Grenzübergang nach Namibia.

Wir mieten uns für zwei Tage eine Campsite direkt am Fluss mit Bar und Internet. Juhu – zwei Tage zum Regenerieren. Und dann geht’s schon wieder weiter: unser nächster Stopp ist Port Nolloth an der West Coast Diamond Area – wir fahren den 4×4 Trail entlang dem Richtersveld National Park. So würde man sich vermutlich die Landschaft auf dem Mond vorstellen: karg und wenig Vegetation. Hier fallen im Durchschnitt 50mm Niederschlag im Jahr, soll heißen, wer hier leben möchte, muss wohl einen Brunnen schlagen. Die wenigen Pflanzen, die hier gedeihen, nutzen den anströmenden Nebel vom Atlantik als Wasserquelle. Als dieses Gebiet 1991 zum Nationalpark ernannt wurde, blieben die Weiderechte der hier ansässigen Nama-Wanderhirten unberührt.  Heute ist der Park ein Teil des länderübergreifenden Ais-Ais-Richtersveld Transfrontier Parks zwischen Namibia und Südafrika.

Nach einer landschaftlich beeindruckenden, aber holprigen Strecke kommen wir nach Alexander Bay, einer Minenstadt an der Mündung des Orange River; wir fahren noch gute 80km an der Küste entlang bis nach Port Nolloth. Nach den lauen Tagen am Orange River weht hier eine steife Brise und wir mieten uns für zwei Tage ein B&B mit Waschmaschine. Gleich mal das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Port Nolloth wurde in den 1850ern als Exporthafen für Eisenerz gegründet, das in den umliegenden Minen abgebaut wurde. Gute 50 Jahre später lohnte sich der Abbau nicht mehr und so verschwand auch Port Nolloth in der Versenkung – bis in den 1920er Jahren Diamanten an der Küste entdeckt wurden. Hier sieht man immer noch die Schiffe der Diamanttaucher in dem kleinen Hafen rumdümpeln, aber heute ist Port Nolloth hauptsächlich ein beliebter Ferienort bei Fischern. Wir wollen eigentlich von Kleinzee aus den „Shipwreck Trail“ bis nach Hondeklip Bay fahren, aber als wir bei der Tourist Information nachfragen, stellt sich raus, dass man den Trail nur in Begleitung eines lokalen Guides fahren darf. Hm. Nun gut, dann halt nicht. Wir fahren dann durch den Namaqua National Park bis nach Hondeklip Bay – landschaftlich der Knaller, aber was für eine mega-bescheidene Straße. Macht null Spaß und ist super anstrengend mit einer ca. 6km langen Sandstrecke. Egal, wir richten in Hondeklip Bay unsere Camp Site ein und treffen noch zwei super nette Kapstädter, die mit ihrem Campmobil schon bis nach Äthiopien hochgefahren sind. Die wissen, wo wir den Schlüssel zum Gate an den Strand bekommen, und so trinken wir zusammen noch ein kühles Bier zum Sonnenuntergang und schauen den reinrollenden Wellen zu.

Auch die Küstenstraße nach Strandfontein am nächsten Tag ist nicht besser und wir brauchen etliche Stunden, um unser Ziel zu erreichen.  Aber dann…Karma, Karma, Karma – ein Chamäleon! Den kleinen Kerl hätten wir fast übersehen auf der Piste – man könnte ihn genauso für einen trockenen Ast halten können. In Strandfontein hält das Wetter noch und für den nächsten Tag ist Regen angesagt. Hier muss man zwingend bei der Tourist Information den Camping Platz buchen und bezahlen. Wir kommen um 16:30 an und obwohl bis 17:00 geöffnet sein sollten, ist keiner da. Ein nettes Mädchen erklärt mir dann auf halb Englisch und halb Afrikaans, dass die ausgerechnet heute schon um 13:00 zugemacht haben. Viele Leute sind auch echt der Meinung, dass die Sprachbarriere wegfällt, wenn sie nur lauter sprechen. Naja, anyway, sie meint, wir sollen einfach eine Camp Site belegen und am nächsten Tag bezahlen. Zwischenzeitlich hat das aber doch ein Mitarbeiter von der Stadt mitbekommen, der uns dann zum Camping Platz lotst und jemanden mit dem Schlüssel für unser eigenes Dusch- und Klohaus vorbeischickt. Perfekter Platz mit Blick aufs Meer. Als wir am nächsten Tag bezahlen wollen, hat die Mitarbeiterin natürlich kein Wechselgeld. TIA – this is Africa.

Unser nächstes Ziel ist Sutherland in der Karoo, circa 120km nördlich von Matjiesfontein gelegen. Dieser kleine Ort auf circa 1500m Höhe mit seinen knapp 3000 Einwohnern gilt als der kälteste Ort in Südafrika und gefühlt stimmt das auch: abends um 18:00 kühle 9°C und morgens um 8:00 frostige 1°C… Warum wollen wir ausgerechnet hier hin? Nun, trockenes Klima, flache Gegend und knapp 300 wolkenfreie Tage im Jahr – einer der dunkelsten Standorte weltweit und so gut wie keinen störenden Lichtquellen. Gute 14km außerhalt von Sutherland steht das größte optische Einzelteleskop der südlichen Hemisphäre, SALT (South African Large Telescope). Seit 2011 ermöglicht das große Auge Afrikas (wurde bereits 2005 eingeweiht) internationalen Forscherteams den Blick in den Kosmos und die Erforschung ferner Galaxien mittels Spektroskopie. Auf der ca. 1.5-stündigen Tour werden zunächst im Visitor Center ein paar Grundlagen erklärt, bevor es ins Teleskop geht – war auch für mich „Physikgenie“ sehr informativ und interessant.

Das war unser letzter Stopp im Northern Cape – ab hier geht es durch das Western Cape langsam wieder in Richtung Kapstadt. Mehr dazu im nächsten Blog.

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