Neues Jahr, neues Glück? Irgendwie noch nicht so wirklich – nach wie vor dreht sich alles nur um Corona. Same, same but different. Seit kurz vor Silvester gilt in Südafrika wieder „Alert Level 3“ – mit leicht geänderten und angepassten Maßnahmen. Touristen dürfen aber weiterhin über die Flughäfen in Durban, Johannesburg und Kapstadt einreisen, vorausgesetzt man hat einen negativen Covid-Test dabei, die Corona-App runtergeladen und eine Reiseversicherung abgeschlossen. 

Tetiana Neshcheret

Und was bedeutet das alles im Alltag? Wie überall anders auch, gilt: Maske auf und AHA-Regeln. Hier heißt das dann #maskup und die drei Cs vermeiden: „crowded places“ (überfüllte Orte), „close-contact settings“ (Situationen mit engem Kontakt zu anderen Personen) und „confined spaces“ (geschlossene Räume). So weit, so gut. Und dann kommen da noch die kleinen Sonderregelungen dazu: Ausgangssperre zwischen 21:00 und 05:00, die Restaurants müssen um 20:00 schließen, die Strände sind gesperrt und es gilt ein generelles Alkoholverbot. Das sollte zunächst ab dem 28.12.2020 für zwei Wochen gelten – ist aber jetzt erst mal bis zum 15.02.2021 verlängert worden.

Hatten wir Ende 2020 noch sehr blauäugig gedacht, dass sich im ersten Quartal alles grundlegend ändern würde, war spätestens an Silvester klar, dass das Virus sich nicht um die Jahreszahl schert und dass sich auch 2021 so schnell nichts ändern wird. Nun gut, wir haben also draußen im Garten um die Feuerschale gestanden, Musik gehört und unsere letzte Flasche Bubbly geköpft. Und ja, wir haben noch ein paar Weinvorräte.

Im Western Cape ist die Zahl der aktiven Covid-Fälle in den letzten zwei Wochen um mehr als 40% zurückgegangen: derzeit haben wir hier noch an die 19.000 Fälle bei circa 7 Millionen Einwohnern in der Provinz. Dementsprechend hat der Premier hat an die Regierung appelliert, die Maßnahmen für das Western Cape zu lockern.

George Apostol

So oder so wird sich der Tourismus nicht so schnell erholen können. Dieser für das Kap so wichtige Wirtschaftssektor geht schlicht und ergreifend den Bach runter. Ehemals wurde der Tourismus gerne als das neue Gold Afrikas bezeichnet: der direkte Beitrag zum BIP belief sich 2019 auf rund 2,8%, der indirekte Beitrag lag sogar bei 8.2%. Der Tourismus hat indirekt zu 9.2% Beschäftigung beigetragen.  Das betrifft ja nicht nur das Gastgewerbe, sondern auch die vielen damit verbunden Branchen. Jeder braucht schließlich Personal, Geschirr und Textilien. Die Regenbogennation hat immerhin 10 Millionen Besucher pro Jahr ins Land gezogen, wovon 7.8 Millionen aus Afrika waren. Südafrika war auch ein Magnet für „Overeseas“ Touristen, insbesondere aus England und Deutschland.

Als der Lockdown am 27.03.2020 verhängt wurde, ging auf einmal gar nichts mehr. So hat denn das Western Cape jetzt in der absoluten Hauptsaison 2020/2021 einen Besucherrückgang von durchschnittlich 60% verzeichnet. Am internationalen Flughafen Kapstadt lag die Zahl der einreisenden Passagiere im Dezember bei 19% im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Zahl der heimischen Touristen lag im Dezember 50% unter den Zahlen von 2019. Bereits im Oktober 2020 konnten ca. 60% der Gewerbe im Tourismus schon nicht mehr für ihre Fixkosten aufkommen. Als dann am 28.12.2020 die Strände gesperrt wurden, haben die meisten Touristen das Kap fluchtartig verlassen. Laut Umfrage gehört für 12.5% der Touristen ein Aufenthalt am Strand zum Urlaub dazu.

Nikita Tikhomirov

Besonders hart getroffen hat es auch die Weinbranche. Weinbau wird auf insgesamt 50% der Obstanbauflächen betrieben – also auf gut 90.000 Hektar. Jährlich werden über 836 Millionen Liter Wein hergestellt, wovon 319 Millionen Liter in den Export gehen. In der Primärproduktion sind mehr als 45.000 Menschen beschäftigt und dann kommen ja auch noch die Menschen dazu, die zum Beispiel im Einzelhandel beschäftigt sind. Während des ersten Lockdowns war auch der Export von Wein verboten, was über das Jahr verteilt zu 25% weniger Verkäufen geführt hat. Ein Exportverbot bedeutet zeitgleich einen Wettbewerbsvorteil für andere weinexportierende Länder – ein verschenkter Marktanteil, der sich wahrscheinlich nicht so leicht zurück erobern lässt.

Letzte Woche waren wir in Langebaan oben. Eine Geisterstadt. Normalerweise sieht man zu dieser Jahreszeit die bunten Schirme der Kitesurfer übers Wasser hüpfen – nix. Das KOTA (das Red Bull King of the Air) fällt aus und Hersteller können auch nicht an die Kapregion kommen, um ihr Equipment zu testen, bevor sie in Produktion gehen. Vielleicht gehen sie dann in der nächsten Saison doch lieber nach Brasilien. Der Kite-Branche steht im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser bis zum Hals.

Das Western Cape fordert die Öffnung der Strände, geänderte Curfew-Zeiten von 23:00 – 04:00, Öffnung der Restaurants bis 22:00, Ausschank von Alkohol in Gaststätten, Verkauf von Alkohol von Montag bis Donnerstag im Einzelhandel, Verkauf von Alkohol auf den Weinfarmen am Wochenende.

Lockdown reloaded 2021.

Jonathan Borba

 

Alle Bilder: unsplash.com, Titelbild: Paul Steuber

Quellen:

westerncapegov.co.za

topwinesa.com

news24.com