76 Tage bis Day Zero

Letzte Woche Donnerstag, am 18.01.2018 hat die Bürgermeisterin Patricia De Lille die Einwohner von Kapstadt per Pressemitteilung wissen lassen, dass Day Zero jetzt unvermeidlich ist. Dass der Wasserverbrauch wieder gestiegen ist und wieder bei mehr als 600 Mio Litern am Tag liegt. Dass 60% der Kapstädter immer noch kein Wasser sparen. Und dass ab 01.02. „Water Restrictions Level 6B“ gelten. Niemand darf mehr als 50L Wasser am Tag verbrauchen und Haushalte werden auf 6000L im Monat beschränkt.  Die geplante Wassersteuer ist abgelehnt worden, dafür steigen die Wasserpreise ab dem 01.02. gestaffelt nach Verbrauch. Der Tarif für bis zu 6000L Wasser steigt ab Februar um satte 517%! Day Zero – der Tag, an dem das Wasser abgestellt wird – ist vorgerückt auf den 12.04.2018. Das sind noch 76 Tage.

Menschen in Kapstadt kaufen Trinkwasser

Trinkwasser Hamsterkäufe in Kapstädter Supermarkt am 27. Januar 2018

Die Pressemitteilung hätte in ihrem Wortlaut nicht ungeschickter sein können und kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Inmitten von politischem Machtgerangel und nachdem wir monatelang das Mantra gehört hatten „Cape Town is a well-run city. We will not let the city run dry.“ („Kapstadt ist eine gut geführte Stadt. Wir lassen nicht zu, dass die Stadt trocken läuft“). Schockstarre. Wut. Panik.

Wir haben eine marginale Chance, Day Zero noch nach hinten zu schieben, dafür müssen aber alle pronto die Scheuklappen ablegen und an Bord kommen. Und wir brauchen die Unterstützung von unseren Gästen und Touristen. Die Stadt, die Provinz und die Regierung haben komplett versagt und spielen das „Schwarze Peter“ Spiel. Jeder einzelne ist gefragt, wenn wir das Ruder hier noch rumreißen wollen. Leute, haut den Überlebensmodus rein und spart Wasser, wo ihr nur könnt.

50L Wasser am Tag sind nicht besonders viel – im Vergleich: laut Statista hat im Jahr 2016 jeder Deutsche 122L pro Tag verbraucht. Aber an Day Zero bekommen wir nur noch 25L am Tag, die wir uns an Collection Points abholen dürfen. Allein das Anstehen wird Chaos sein. Und dann wollen wir noch nicht darüber nachdenken, wie man denn am besten 25L Wasser nach Hause transportiert. Im Schubkarren?

Und mit 50L am Tag kann man sehr wohl klar kommen. Wir duschen seit Monaten in Wannen, fangen das Wasser auf und verwenden es für die Toilettenspülung. Mit ein bisschen Übung kommt man ganz wunderbar mit 5L Duschwasser aus. Toiletten brauchen pro Spülgang zwischen 9 und 15L Wasser – und wenn man sich überlegt, wie oft man jeden Tag die Toilette benutzt, ist das wirklich der größte Batzen vom täglichen Verbrauch. Wir haben die Toiletten komplett aus dem Hauswassersystem genommen. Das geht. Gegen Geruch und Bakterien kann man mit Natriumkarbonat und Essig vorgehen. Weiß ich von meiner Mama. Wasserhahn laufen lassen? Ohne Perlator (aka Strahlregler) ca. 12L in der Minute. Mit Perlator kann man das auf a. 3L pro Minute drosseln. Soll heißen: Wasser nicht unnötig laufen lassen. Wasser vom Händewaschen auffangen. Und vom Zähneputzen. Der Geschirrspüler braucht erstaunlich wenig Wasser haben wir festgestellt – ca. 12L. Bei uns „Kochprofis“ läuft der so 1x in der Woche – sicherlich effektiver als mit der Hand zu spülen. Die Waschmaschine braucht mehr – zwischen 60 und 70L. Das heißt: nur Waschen, wenn absolut notwendig und auch das Wasser wird für die Toilettenspülung verwendet. Es gibt so viele Möglichkeiten Wasser zu sparen. Seid kreativ! Und wenn ihr nach Kapstadt kommt seid bitte verantwortungsbewusst und helft uns bitte diese Krise zu überleben. Ab Day Zero gibt es keine Dusche, keine Waschmaschine und keinen Geschirrspüler mehr.

Tick tack, Tick Tack, TICK TACK.